Bach-Podcasts als neuer Trend? Der MDR zieht nach

Nur wenige Tage ist es her, da schrieb Sabine Haas über den Podcast der Bachakademie Stuttgart. Nun sind wir auf ein Konkurrenzprogramm aufmerksam gemacht worden. Auch den Podcast „Die Bachkantate mit Maul und Schrammeck“ hat Sabine Haas getestet. Sie stellt fest: Auch hier ist die Länge das Problem.

 

Mit Ihrem erläuternden Podcast zu der Musik Bachs (Barock@Home) scheint die Bachakademie Stuttgart einen regelrechten Trend gesetzt zu haben. Während sie zu Beginn mit diesem Angebot noch alleine war, gibt es nun – innerhalb kürzester Zeit – schon zwei Konkurrenzangebote. Eines davon, ein Podcast-Angebot von MDR Klassik, möchte ich hier kurz vorstellen.

Unter dem Titel „Die Bachkantate mit Maul und Schrammeck“ sind bislang drei Folgen erschienen. Anders als bei der Bachakademie, die sich in ihrem Podcast mit der geistlichen Musik Bachs auseinandersetzt, geht es hier ausschließlich um die Kantaten von Bach, die in sehr kurzer, knapper Form besprochen werden.

Das Konzept gleicht sehr stark dem Ansatz von „Barock@Home“: Zwei Experten (Musikjournalisten) erläutern im Gespräch, welche Hintergründe sich mit der jeweiligen Kantate verbinden und wie das Bach-Werk zu verstehen ist. Genauso wie bei den längeren Erklär-Stücken der Bachakademie erfährt man interessante Details und Hintergründe zum Komponisten, seiner Musik, theologischen Einordnung und dem historischen Kontext. Allerdings das alles in „Mitnahme-Umfang“: Die Dauer liegt bei knapp sieben Minuten.

Gegen Ende gibt es dann noch ein oder zwei kleine Musikausschnitte zu hören, damit man eine (sehr kleine) Vorstellung von der Kantate bekommt, die gerade besprochen wurde. Allerdings sind diese Beispiele zu kurz, um sich einen echten Eindruck zu verschaffen. Man müsste dann eigentlich anschließend die Kantate ausgiebiger hören, um einen konkreten Bezug zu haben.

Inhaltlich fand ich die Reihe „Bachkantate“ – obwohl ich wohl nie ein Fan geistlicher Musik werde – fast ebenso ansprechend wie die Serie der Bachakademie. Die Experten des MDR gehen weniger tief, bleiben etwas mehr an der Oberfläche, aber es ist dennoch für mich als Laie sehr interessant und auch sehr verständlich.

Was mich allerdings nicht begeistert, ist die Länge. Bei „Barock@Home“ war ich ebenfalls mit der Länge nicht glücklich, weil der Podcast über eine Stunde dauert und ich für ein musikwissenschaftliches Thema nicht so viel Zeit investieren möchte. Hier ist das Gegenteil der Fall: Einen Podcast zu hören, der unter zehn Minuten dauert, finde ich wenig lohnenswert. Für die Ausstrahlung im Radio Sonntagmorgen um 9.05 Uhr bzw. um 6.30 Uhr ist die Dauer optimal. Aber für ein erfolgreiches Podcast-Format halte ich „Die Bachkantate mit Maul und Schrammeck“ für zu kurz. Ich muss einen Podcast aktiv auswählen und gezielt starten, das macht für mich erst Sinn ab 30 Minuten. Ein längeres Format hätte überdies den Vorteil, dass man längere Musikbeispiele einflechten und mehr in die Tiefe gehen könnte. Sieben Minuten sind für Wort UND Musik schon sehr knapp bemessen.

Was ebenfalls für ein Podcast seltsam anmutet, ist der Titel. Auch das scheint mir ein klassischer Radiotitel zu sein, als Podcasttitel finde ich ihn etwas sperrig und wenig zugänglich. Hier könnte man sicher etwas finden, dass im Umfeld des Wettbewerbs etwas griffiger wirkt.

Den Podcast kann man auf der Webseite des MDR sowie auf allen bekannten Podcast-Plattformen und -Apps abrufen.

 

Artikelbild: © MDR KLASSIK

Sabine Haas

Sie gründete 1994 das result Markt- und Medienforschungsinstitut, 2007 folgte eine Webagentur, im Jahr 2011 der Geschäftsbereich Beratung. Als Kennerin der alten wie auch Neuen Medien gehört sie zu den gern gesehenen Speakerinnen bei Fachveranstaltungen & Kongressen rund um das Thema "Digitaler Wandel/Medienwandel".

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