Corona-Kultur: Wenn die Kultur digital wird

Aufgrund der aktuellen Lage in Deutschland sind alle Bürgerinnen und Bürger dazu angehalten, zu Hause zu bleiben und nur in dringenden Fällen ihre Wohnungen zu verlassen. Selbst ein kompletter Shutdown mit absoluter Ausgangssperre ist derzeit zwar noch nicht bundesweit geplant – aber auch nicht ausgeschlossen. Doch was tun, wenn man den ganzen Tag zu Hause auf der Couch hängt? Und wie sieht Kultur in Zeiten des Coronavirus eigentlich aus? Bisher haben wir nur mitbekommen: Es werden alle Veranstaltungen abgesagt, verschoben oder Locations geschlossen. Ob Konzerte, Theatervorstellungen, Opern, Ausstellungen oder Clubs – alles macht dicht. Doch die Kultur- und Kunstanbieter stellen sich so langsam auf die aktuelle Situation ein – mit digitalen Angeboten!

Damit euch in der (freiwilligen) Quarantäne-Zeit nicht die Decke auf den Kopf fällt, haben wir für euch Kultur- und Kunstangebote zusammengetragen, die ihr ganz sicher und bequem von zu Hause aus wahrnehmen könnt, da sie digital stattfinden. Denn, nur weil man zu Hause bleiben soll, heißt das ja nicht, dass man keinen Spaß haben darf. Wie schon Freddie Mercury einst sang: „The Show Must Go On!“

Opern und Philharmonie

„Damit Sie auch in Corona-Zeiten nicht auf Oper verzichten müssen …“ – Damit wirbt die Staatsoper Unter den Linden ihren neuen Online-Spielplan an, für den ein Verlassen des Hauses nicht nötig ist, und reagiert damit auf die aktuelle Lage. Bei dem täglichen kostenlosen Video-On-Demand-Programm handelt es sich um Aufzeichnungen von Konzerten und Opern aus der Staatsoper Unter den Linden, die es den Nutzer*innen ermöglichen, die bundesweit abgesagten Vorstellungen zu überbrücken. Der Spielplan der nächsten Tage bis einschließlich zum 19. April kann jetzt schon eingesehen werden. Jedes Programm wechselt um 12 Uhr mittags und ist dann für jeweils 24 Stunden abrufbar.

Auch die Bayerische Staatsoper, die weltweit zu den führenden Opernhäusern gehört, bietet ab sofort einen alternativen Online-Spielplan an. Auch hier wurden alle Vorstellungen vom 11. März bis zum 19. April abgesagt. Bis der Betrieb voraussichtlich wieder aufgenommen werden kann und darf, werden einzelne Vorstellungen als Live-Stream oder als Video-on-Demand verfügbar sein.

Das Sinfonieorchester Berliner Philharmoniker gilt als eines der weltweit führenden Ensembles. Als Reaktion auf die Corona-Krise stellt das Orchester seine Digital Concert Hall jetzt für alle kostenlos zur Verfügung. „Die Philharmonie ist geschlossen – wir kommen zu Ihnen!“ heißt es auf der Webseite. Dazu geben sie direkt einen Gutschein-Code „BERLINPHIL“ an, der bis zum 31. März gültig ist und kostenlosen Zugang zu allen Video-On-Demand-Konzerten und -Filmen in der Digital Concert Hall ermöglicht. Zum Angebot zählen hunderte Archiv-Konzerte aus sechs Jahrzehnten, Interviews und Konzerteinführungen, Dokumentation und Porträts sowie Education-Konzerte für die ganze Familie. Also – zuschlagen!

Konzerte und Party

Dem digitalen Kultur-Live-Programm schloss sich in den letzten Tagen auch bereist Igor Levit an. Der bekannte Pianist, der üblicherweise in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt spielt, zeigt sich solidarisch, geht mit gutem Vorbild voran und bleibt daheim. Jeden Abend um 19 Uhr startet er auf Twitter und Instagram einen Live-Stream und gibt den Menschen in freiwilliger und unfreiwilliger Quarantäne sozusagen ein „Hauskonzert“ – aus seinem eigenen Wohnzimmer heraus.

Unter dem Hashtag #UnitedWeStream haben jetzt auch die Berliner Clubs eine Initiative ins Leben gerufen, um die Berliner Clubszene zu retten und den Partypeople auch zu Hause zu ermöglichen, zu feiern und aus dem Häuschen zu sein – zumindest im übertragenen Sinn. „We‘re opening the world’s largest club & bring it to your home“ kündigten die Veranstalter am Dienstag auf facebook an. Ab heute Abend (18.03.2020) wird jeden Tag um 19 Uhr von einem anderen Club gesendet und es werden erstaunliche Acts gezeigt. Und das Ganze hat auch etwas Gutes, denn Schlangestehen vor der Location oder dem Klo wird es bei euch zu Hause wohl kaum geben. Also, Jogginghose oder Glitzerkleid an und zur Musik abzappeln!

Auch der rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) macht’s möglich! rbbKultur bringt in Zeiten von Corona den Konzertsaal beispielsweise ganz leicht ins Wohnzimmer und die Opernbühne in die Küche, oder ins Schlafzimmer, oder ins Badezimmer, oder what else. Denn die Rezeption ist übers Fernsehen, Radio oder Netz möglich. Los geht’s heute Abend um 19 Uhr im Radio und Videostream: Live aus dem Konzerthaus Berlin, das für Zuschauer*innen aktuell geschlossen hat.

Theater

Auch das Theatergeschäft schließt sich in diesen Zeiten den nötigen Entwicklungen an. Während die Türen des Theaters geschlossen bleiben müssen, veröffentlichen die Münchner Kammerspiele jeden Tag den internen Mitschnitt einer Inszenierung aus dem eigentlichen Spielplan. Die erste Inszenierung kommt heute Abend (18.03.2020) um 18 Uhr online – nicht verpassen!

Verschiedene aktuelle digitale Kulturangebote

Wer kennt die Projekte Rausgegangen und ASK HELMUT? Ziel dieser Initiativen war – und ist es natürlich auch immer noch – zu zeigen, welche großartigen Erlebnisse es draußen gibt. Das Coronavirus macht uns das aber zunehmend schwerer. Um der kulturellen Isolation zu entgehen, haben die Teams der beiden Projekte innerhalb von 48 Stunden eine Streaming-Website für die Kulturbranche auf die Beine gestellt. Sie wollen ein Signal senden – ein Signal, dass wir in diesen schweren Zeiten zusammenhalten müssen und uns dennoch vernetzen und GEMEINSAM Erlebnisse teilen können. Dringeblieben ist ihr „Versuch, sich nicht unterkriegen zu lassen. Wenn die Leute nicht mehr zur Kultur kommen können, muss die Kultur in die Wohnzimmer kommen!“. Deshalb sind sie gestern (17.03.2020) mit Livestreams auf dringeblieben.de online gegangen, was auch die nächsten Wochen beibehalten werden soll. Von Theater, über Konzerte bis zu Party – für jede*n ist etwas dabei.

„#Socialdistancing at its finest!“ – Unter dem Motto versorgt euch die Streamkultur auf Twitter mit Infos zu Kultur-Streams, die tatsächlich erst diesen Monat – wohl aus gegebenem Anlass – ins Leben gerufen wurde. Sowohl die Betreiber*innen aber auch die Nutzer*innen halten euch hier auf dem Laufenden, wer was wie und wann streamt – und das AB SOFORT. Also, wer Lust auf ein abwechslungsreiches Programm hat, sollte dort regelmäßig vorbeischauen.

Museen

Oper, Theater und Club ist nichts für euch und Netflix habt ihr schon komplett durch? Ihr seid eher so die Museums-Gänger*innen und interessiert euch für Kunst, Archäologie oder Naturkunde? Dann gibt es aktuell ganz tolle Angebote für ein virtuelles Kulturprogramm auf der Couch, das für euch maßgeschneidert ist. Der Reisevermittler Urlaubspiraten hat 10 Museen zusammengetragen, „die ihr ganz easy von zu Hause aus besichtigen könnt“. Ihr könnt virtuelle Touren bei zahlreichen Museen aus der ganzen Welt machen und dazu Fotos und Info-Materialien einsehen. Auch hier hat man mit langen Schlangen vor dem Eingang nichts am Hut und kann die Tour sicher und bequem von der eigenen Couch aus angehen. Zu den Angeboten zählen beispielsweise der Vatikan in Rom, das Bode Museum in Berlin und das National Museum of Natural History in Washington.

Kinderprogramm

„Mit Maus und logo! durch die Krise“ twitterte die Tagesschau Anfang der Woche und machte damit auf das erweiterte Kinderprogramm der ARD aufmerksam, das auch die Kleinen in der Corona-Krise beschäftigen soll und seit gestern (17.03.2020) genutzt werden kann. Schulen und Kitas sind wegen der Pandemie geschlossen. Doch selbst wenn es den Eltern möglich ist zu Hause zu bleiben, sind diese in den meisten Fällen dennoch verpflichtet, im Home-Office zu arbeiten. Eine umfangreiche Kinderbetreuung und -beschäftigung ist daher auch dann nicht möglich. Auf diese Herausforderung reagiert deshalb jetzt auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk und weitet sein Kinderprogramm aus. Ergänzt wird dieses durch zusätzliche Lern-Inhalte im Netz. Außerdem weisen sie in dem Zusammenhang auf Apps und Mediatheken hin, in denen die Sendungen zeitunabhängig zur Verfügung stehen. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk komme in dieser absoluten Ausnahmesituation eine besondere Verantwortung zu, so SWR-Intendant Kai Gniffke.

Alina Schnabel

Alina Schnabel

Medien verbinden. Und so verbinden sie auch Alinas Job, Studium und Freizeit miteinander. Die studierte Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaftlerin machte ihren B.A. an der Universität in Siegen und steht kurz vor ihrem Master-Abschluss an der Universität zu Köln. Privat beschäftigt sie sich außerdem mit den Themen Nachhaltigkeit und Achtsamkeit und ist musikalisch und künstlerisch unterwegs.

Kommentare

  1. Avatar
    Violetta Vollrath 22. März 2020 at 14:00 - Reply

    Von vielen tollen Initiativen und Solidarität habe ich im Deutschlandfunk gehört! Eine Bitte aber an alle: nicht den nötigen Klimaschutz vergessen: Es fahren zwar keine Leute mehr mit dem Auto (und auch nicht mit dem Fahrrad) zu Veranstaltungen, aber Streamen kostet je nach Qualität unglaublich viel Strom auf den Servern: Nur die nötige Qualität beim Streamen einstellen und ggf. auch die Videos schon mit möglichst kleinen Dateien hochladen: auch das Speichern, Sichern, Rumschieben der Dateien kostet – auch ohne dass sie abgerufen werden – Strom auf den Serveren, der bei weitem noch nicht CO2-neutral erzeugt wird. Vielen Dank!

  2. Avatar
    City Immobilienmakler 15. April 2020 at 13:45 - Reply

    Vielen Dank für diesen gut formulierten und hilfreichen Blogbeitrag, der mir sehr bei der Recherche geholfen hat.

    Liebe Grüße aus Hannover
    W. Wengenroth

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