Eine Reise an die Mosel

An die Mosel reiste Sabine Haas das letzte Mal als Jugendliche. Jetzt entdeckt sie innerdeutsche Reiseziele neu und beginnt mit einer Reise in das Urlaubsziel ihrer Kindheit. Im Kultur-Blog berichtet sie von ihren vielseitigen Erlebnissen.

Seit einigen Monaten arbeitet unsere Agentur in Kooperation mit der Reisebloggerin Tanja Neumann im Bereich Tourismus. Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen, innerdeutsche Reiseziele, die ich oftmals seit der Kindheit nicht mehr besucht habe, wieder neu zu entdecken – natürlich im Sinne dieses Blogs vor allem unter dem Aspekt Kultur.

Den Auftakt macht eine Wochenend-Reise an die Mosel, die meine Freundin und ich vor dem Hochwasser geplant und eine Woche nach den verheerenden Überschwemmungen angetreten haben.

„Wir freuen uns, dass Sie nicht stornieren. Hier ist alles in Ordnung“ – So die Antwort der drei Stationen, die wir bereisen wollten. Sie hätten eine Reihe von Stornierungen erhalten, obwohl sie nicht direkt vom Hochwasser betroffen waren. Ein weiterer Schlag ins Kontor nach der Durststrecke durch Corona. Uns hat das bewogen, die Reise wie geplant anzutreten.

Trier – Architektur aus zwei Jahrtausenden, entspanntes Shoppen und lecker Essen

Unsere erste Station ist Trier. Gegen 17 Uhr sind wir in der City und schaffen es noch, kurz vor Schließung in die Porta Nigra zu kommen. Das 170 n. Chr. von den Römern errichtete Stadttor ist nicht nur von außen äußerst imposant und sehenswert, es hat auch ein sehr charmantes Innenleben. Da wir fast die einzigen Besucher*innen sind, können wir in Ruhe und völlig ungestört durch die verschiedenen Etagen des Gebäudes schlendern. Die Wände mit ihren kräftigen Steinquadern und die lichtdurchfluteten Räume strahlen einen ganz eigenen Charakter aus, zeitlos und imposant.

Blick auf den Innenhof der Porta Nigra durch drei verzierte Fensterbögen

© Sabine Haas

Am Abend schaffen wir es noch, durch die Läden zu schlendern und Schuhe zu kaufen, bevor wir dann in Domnähe in der Weinstube Kesselstatt einen sehr netten Abend verbringen. Das Gasthaus hat ein ganz eigenes Konzept mit Selbstbedienung, glänzt aber dennoch mit sehr freundlichem Service. Dazu gibt es eine einfache und gute Speisekarte und viele leckere Weine. Der wunderbare Sommerabend erlaubt es uns, den ganzen Abend im sehr schönen Außenbereich zu verbringen.

Wir übernachten im Nells Parkhotel. Das Vier-Sterne-Hotel liegt etwas außerhalb des Zentrums an einem Park. Das Hotel hat uns nur durchschnittlich gut gefallen, vor allem der Service in der Gastronomie und der Kaffee beim Frühstück waren nicht sonderlich überzeugend. Allerdings haben wir den Wellnessbereich nicht gesehen und hatten überdies das Pech, dass am Abend direkt vor unserem Balkon eine Freilicht-Kinovorführung war, an der wir ungewollt teilhaben müssen.

Innenraum des Kirchenschiffs der Konstatinbasilika in Trier. Licht fällt von rechts durch die Kirchenfenster auf die Kichrnbänke.

© Sabine Haas

Der kommende Vormittag steht ganz im Zeichen der sakralen Bauwerke. Zunächst steuern wir die Konstantinbasilika an. Ein Bauwerk, dass sich schon bei meinem ersten Besuch in Trier, als 15-Jährige auf einer Klassenfahrt, tief in meine Erinnerung gebrannt hatte. Das riesengroße römische Gebäude mit seinen roten Flachziegeln beeindruckt durch seine schlichte Schönheit. Die römische Palastaula aus dem 4. Jahrhundert hat eine wandlungsvolle Geschichte hinter sich: Sie diente als Audienzhalle des römischen Kaisers Konstantin, später wurde sie Teil der Bischofsresidenz. Erst 1856 wurde sie der evangelischen Kirche übergeben und fungiert seitdem als Saalkirche. Betritt man den Innenraum, ist man erst einmal überwältigt von der Größe und Offenheit der Kirche. Ihre Schlichtheit, die roten Ziegelwände und die schwere hölzerne Kassettendecke haben auf mich eine deutlich größere Wirkung als jeder stuckverzierte und goldbesetzte Dom. Vielleicht bin ich im Herzen einfach sehr evangelisch.

Aber natürlich steht auch der Dom auf dem Programm. Er ist ebenfalls sehenswert, keine Frage. Ebenfalls im 4. Jahrhundert erbaut, hat er die Spuren vieler Epochen in sich versammelt und erzählt eine wechselvolle Geschichte mit vielen baulichen Veränderungen. Es gibt den mittelalterlichen Dom, den barocken Dom und den heutigen Dom und alle zusammen ergeben ein sehenswertes imposantes Bauwerk.

Die Porta Nigra, die Konstantinbasilika und der Dom sind allesamt UNESCO-Welterbe. Schon das allein macht einen Besuch in Trier fast zu einem Muss.

© Sabine Haas

Allerdings gibt es nicht nur die „großen Attraktionen“ in Trier. Uns hat auch das Karl-Marx-Museum sehr gut gefallen. Es ist im Geburtshaus des Philosophen und politischen Denkers untergebracht. In dem kleinen Wohnhaus kann man viel zur Geschichte des Marxismus, aber auch zur Person Karl Marx und seiner Biographie lernen. Das von der Friedrich-Ebert-Stiftung betriebene und 2013 neu aufgelegte Museum ist extrem kurzweilig gestaltet, so dass ein Besuch für jeden etwas bietet. Der kleine, romantische Museumsgarten bietet sich für einen entspannten Ausklang des Besuchs an.

Longuich – Star- und Antik-Architektur, schöne Gärtchen und Weinberg-Wanderung

Die zweite Station unserer Moselreise ist das Weinkulturgut Longen-Schlöder in Longuich. Der Familienbetrieb setzt auf besondere Tourismus-Architektur, viel Natur, Kunst, Kulinarik und guten Wein – also alles, was die Urlaubsseele braucht. Für meine Freundin und mich war der Aufenthalt und die Übernachtung in den „Winzerhäuschen“ des Weinkulturgutes der Höhepunkt der Reise. Es ist ein traumhafter Ort zum Abschalten und Wohlfühlen.

Tiny House mit hölzernen Läden, kleiner Terasse und Vorgärtchen.

© Sabine Haas

Direkt bei der Ankunft sind wir bezaubert von der gelungenen, zurückhaltenden und zugleich ansprechenden Architektur des Stararchitekten Matteo Thun aus Mailand. Die Winzerhäuschen sind kleine, schieferummantelte „Tiny-Häuser“, die schlicht und geschmackvoll eingerichtet sind. Es gibt in jedem Häuschen ein kleines, sehr geschmackvolles Bad, eine schöne Terrasse und ein wunderbares, individuelles Vorgärtchen. Überhaupt sind die vielen verschiedenen Gärten, die die Häuser umgeben, ein Highlight für alle, die Blumen lieben. Das hauseigene Restaurant ist für ein Abendessen sehr zu empfehlen, natürlich begleitet von den hauseigenen Weinen. Das Frühstücksbuffet ist familiär und persönlich gestaltet, mit hausgemachter Marmelade und Erfüllung der individuellen Frühstückswünsche. Auch der Service war überaus freundlich und ansprechend. Ein Ort zum Wohlfühlen. Bei längerem Aufenthalt kann man außerdem die kleinen Kulturveranstaltungen nutzen, die regelmäßig auf dem Weingut stattfinden.

Zum Weinkulturgut Longen-Schlöder berichte ich in einem eigenen Artikel.

Frontaler Blick auf eine römische Landvilla, umgeben von grüner Wiese.

© Sabine Haas

Für uns stand in Longuich Wandern auf dem Programm. Longuich selbst ist sehr malerisch und stellt ein klassisches Weindorf an der Mosel dar, liegt allerdings hörbar nah an einer großen Autobahnbrücke über das Moseltal. Daher sind die Wanderwege, die im Ort selbst starten, teilweise doch sehr durch Verkehrslärm beeinträchtigt. Dennoch haben wir eine solche Wanderroute gewählt, da wir die Villa Urbana besichtigen wollten, ein wiederhergestelltes römisches Wohnhaus, das einem einen Eindruck von der Wohnsituation in der Antike vermittelt. Wir folgen der Route „Seitensprung“. Sie führt gut beschildert durch die Weinberge, an der eisenhaltigen Quelle „Longuicher Sauerbrunnen“ vorbei durch schattige Wälder zur Römischen Villa. Eine vielseitige und schöne Route, die wir gut am Nachmittag schaffen können.

Traben-Trarbach – Mosel-Urlaub, ganz klassisch

Die dritte und letzte Station unserer Reise führt uns in ein typisches „Touri-Örtchen“ an der Mosel, das mich sofort an meine Kindheitsreisen mit meiner Oma erinnert: Traben-Trarbach. Dort ist die Welt so, wie ich sie aus grauer Vorzeit in Erinnerung habe: Hotels aus verschiedenen Epochen drängen sich dicht an dicht an der Uferpromenade, Weinstuben und Restaurants säumen die teilweise kopfsteingepflasterten Gassen und – da Sonntag ist – gibt es sogar ein Platzkonzert. Wir sind sofort begeistert, denn wir lieben diese Orte, die ein wenig aus der Zeit gefallen sind. Außerdem ist das Panorama des malerisch bebauten Moselufers, der Weinberge und der Burgruinen ebenso kitschig wie schön.

Blick über einen Fluss auf ein klissizistisches Hotel mit Türmchen

© Sabine Haas

Unterkunft finden wir im Hotel Bellevue, einem Jugendstilhotel, ebenso altmodisch wie charmant. Wer modernes Design und zeitgemäße Architektur möchte, ist hier sicher falsch. Wer aber knarzende Holztreppen, Jugendstil-Architektur, Dachkammern mit Rundbogenfenstern und viel roten Samt mag, der ist im Bellevue richtig. Wir jedenfalls genießen unser etwas altmodisches Zimmer mit Moselblick und das Drei-Gänge-Menu im Restaurant mit großem Panoramablick auf das gegenüberliegende Trarbach. Überraschend modern und sehr schön gestaltet ist auch der Wellness-Bereich des 4-Sterne-Hotels mit immerhin drei Saunen, Eiswasser, Solar-Sesseln und einer kleinen Dachterrasse. Auch einen Pool gibt es. Er liegt allerdings im Untergeschoss, ist weniger beeindruckend und leider recht weit von den Saunen entfernt.

Auch um Traben-Trarbach herum bieten sich Wanderungen an. Die Mosel verläuft in dieser Region in wunderschönen engen Schleifen, auf die man von den Weinbergen herabsehen kann. Man kann die diversen Burgruinen ansteuern oder die Reste einer großen Befestigungsanalage besichtigen, die Ludwig der IVX. 1687 erbauen ließ. Wir entscheiden uns für eine dreistündige Wanderung entlang der Moselschleife und der Festungsruine und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Weg, auf dem uns kaum jemand begegnet.

Insgesamt kam uns dieser Wochenendausflug mit seinen drei verschiedenen Stationen fast wie ein ausgewachsener Urlaub vor. Die Mosel ist für uns beide zwar aus der Kindheit sehr vertraut, aber seit Jahrzehnten nicht mehr von uns bereist worden. Es war eine Wieder- und Neuentdeckung gleichermaßen. Die Vielseitigkeit der Eindrücke von Alt und Neu, die gleichzeitige Modernität und Angestaubtheit der Moselregion und die überwältigende Naturschönheit haben uns wirklich mehr beeindruckt, als wir erwartet hatten. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen.

© Sabine Haas

Disclaimer: Da ich die Reise vollständig auf eigene Initiative und eigene Kosten gemacht habe, unterliegen meine Tipps und Empfehlungen keinen kommerziellen Interessen.

Und hier nochmal die Links zu unseren wichtigsten Stationen:

Die Weinstube Kesselstatt in Trier

Das Weinkulturgut Longen-Schlöder

Die wiederhergestellte römische Villa Urbana

Die Wanderroute „Seitensprung“ zur Villa Urbana

Die Festung Mont Royal

Titelbild: © Sabine Haas

Sabine Haas

Sie gründete 1994 das result Markt- und Medienforschungsinstitut, 2007 folgte eine Webagentur, im Jahr 2011 der Geschäftsbereich Beratung. Als Kennerin der alten wie auch Neuen Medien gehört sie zu den gern gesehenen Speakerinnen bei Fachveranstaltungen & Kongressen rund um das Thema "Digitaler Wandel/Medienwandel".

Kommentare

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