Blogger Relations: Einladung zur » Entführung aus dem Serail« (1)

Freu! Ich habe eine Einladung in die Oper Lyon zu Mozarts »Entführung aus dem Serail« erhalten. Das Interessante daran: Die Sprechrolle übernimmt der deutsche Schauspieler Peter Lohmeyer. Er und auch der Intendant Serge Dorny stellen sich für Fragen zur Verfügung. Das werde ich natürlich gerne nutzen.
Warum die Einladung nach Lyon?
Ziel ist es, einen Kontakt zu deutschen Kulturbloggerinnen und -bloggern zu knüpfen. Die Oper Lyon versucht damit, gleich in zweierlei Richtung Grenzen zu überschreiten: zum einen im Blick auf Landesgrenzen, zum anderen aber auch die Grenze in die digitale Welt. Für beide Seiten sicherlich ein spannendes Projekt.
Wieso findet Live-Kultur hierzulande so wenige Anhänger?
Als laienhafte, aber leidenschaftliche Opernbesucherin habe ich mich über die Einladung jedenfalls sehr gefreut. Mir fiel dabei auf, dass es wenig Gelegenheiten gibt, meine Begeisterung für die Oper mit jemandem zu teilen. Das Publikum vor Ort ist gefühlt doppelt so alt wie ich (und ich bin ja auch nicht mehr »jung«) und wirft mit »Rezensionen« und Vergleichen um sich, die mich meist doch eher einschüchtern. Mein digitales Netzwerk geht mehrheitlich nicht in die Oper und hält mich für verrückt, wenn ich für einen Besuch im Musiktheater immer wieder kreuz und quer durch ganz Deutschland reise.
Ich bin immer wieder überrascht, wie wenige Freunde der Oper man trifft. Tatsächlich gehen weniger als drei Prozent der Bevölkerung regelmäßig in Theater, die Oper oder ein Schauspielhaus. Dabei passt »Live-Kultur« geradezu perfekt in eine »Event-Gesellschaft«: Ein Besuch im Theater oder der Oper ist unglaublich mitreißend und berührt jeden Besucher bzw. jede Besucherin.
Allerdings stellt man auch schnell fest, dass »Laien« wie ich Exoten sind, die eigentlich gar nicht in die Oper gehören. Denn – wie gesagt – ich bin musikalisch wenig vorgebildet im Vergleich zu meinen Sitznachbarn. Man braucht also schon ein dickes Fell, um keine Minderwertigkeitsgefühle zu entwickeln.
Wie ich selbst Opern-Fan wurde
Meine erste Begegnung mit der Oper war sehr skurril – und meine weitere Laufbahn als Opernliebhaberin ist es geblieben. Mit 19 Jahren wurde ich von einem Freund in die Oper München eingeladen (Mozart) und habe anschließend mit dem gesamten Ensemble im angrenzenden Restaurant gefeiert. Das war großartig! Unvergesslich nett! Und ich hatte die ganze Zeit keine Ahnung, wovon geredet wurde…
Danach habe ich mit einer Freundin mehrfach die Oper in Köln besucht. Jedes Mal völlig unvorbereitet und damit beschäftigt, herauszufinden, was das vorne auf der Bühne eigentlich soll. Seitdem fesselt mich dieses Genre. Ich war in der Oper in Essen, Düsseldorf und – man glaubt es nicht – Hagen. Außerdem bin ich regelmäßige Besucherin der Scheunen-Opernfestspiele in Immling und der Oper in Erl. Letztere besuche ich jedes Jahr um Weihnachten mit den Kindern (13 und 10 Jahre alt), und auch die sind begeistert.
Digitalisierung als Türöffner für ein breiteres Publikum?
Alles in allem bin ich damit ein seltsamer Opernvogel geblieben. Ich habe kein System in meinen Besuchen, kenne mich mit den meisten Opern überhaupt nicht aus, besuche Barockopern, moderne Opern, Mozart, Wagner, Verdi und lasse mich einfach von der Atmosphäre mitreißen. Noch nie habe ich eine Rezension zu den Opern gelesen, die ich besuche. Selten weiß ich, wer singt. Ich genieße einfach die Abende, die mich jedes Mal erwarten.
Aus Sicht des »Stammpublikums« gibt es für diese Art von Opernbesuchern auch einen Namen: Banausen. Was einem jedes Mal mehr oder weniger das Gefühl vermittelt, dass man eine Oper auf diese Weise nicht besuchen darf. Und jetzt werde ich auf diese Weise sogar über eine Oper bloggen. Eine Schande! Oder vielleicht doch nicht? Vielleicht doch eher eine Revolution hin zu mehr Offenheit und weniger Elfenbeinturm? Das wäre zu wünschen, denn Kultur sollte für alle da sein – davon bin ich fest überzeugt.
Ich werde jedenfalls versuchen, mich der Einladung nach Lyon würdig zu erweisen und mir im Anschluss an die Vorstellung ein paar Gedanken machen und hier hinterlassen.
Da sich das Blog mit »Digitalem aus der Kultur« beschäftigt, interessiert mich natürlich vor allem die Frage, welchen Einfluss die Digitalisierung auf ein Genre wie die Oper hat. Einerseits möglicherweise keinen, da Oper im Grunde immer nur live und analog funktioniert. Andererseits doch einen großen, da Oper an die digitalen Türen von Menschen klopfen kann, die bislang keinen Bezug zu diesem »Elite-Angebot« der Kultur hatten. Würde man diese Menschen in die Häuser ziehen, dann würde sich sicherlich vieles ändern – im Publikum wie auch auf der Bühne.
Copyright Foto: Stofleth
Sabine Haas
Sie gründete 1994 das result Markt- und Medienforschungsinstitut, 2007 folgte eine Webagentur, im Jahr 2011 der Geschäftsbereich Beratung. Als Kennerin der alten wie auch Neuen Medien gehört sie zu den gern gesehenen Speakerinnen bei Fachveranstaltungen & Kongressen rund um das Thema "Digitaler Wandel/Medienwandel".
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[…] ich auf dem Kultur-Blog ausführlich beschrieben habe, hatte ich das Glück, als Bloggerin zur Oper Lyon eingeladen zu […]
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