Grimme Online Award 2017
Es ist zwar schon einen Monat her, dass der Grimme Online Award verliehen wurde, aber erst jetzt bin ich in Ruhe dazu gekommen, mir die Preise anzusehen. Und es erstaunt mich auch dieses Jahr wieder, wie viele – nimmt man die Nominierten hinzu – schöne und relevante Inhalte im Netz zu finden sind, wenn man einmal abseits der eigenen Filterblase und der großen Plattformen schaut.
Falls Ihr selbst stöbern möchtet, was sich bestimmt lohnt, dann findet Ihr hier die Preisträger und hier die Nominierten.
Ich habe natürlich schon gestöbert und einige persönliche Highlights gefunden:
Am besten gefallen hat mir – als Marktforscherin – das Projekt #uploading_holocaust. Es ist die spannende Idee, Jugendliche zu ihrem Interesse und ihrem Umgang mit dem Thema Holocaust zu befragen. Dies wird durch eine multimediale, sehr informative und kurzweilig gemachte „Befragungs-Reportage“ umgesetzt. Eine tolle Idee für die Verknüpfung von Information, Interaktion und Analyse. Sehr lohnend, sich das anzuschauen.
Ebenfalls gut gefallen hat mir die Reportage „Timeline der Panik“ . In dieser Multimedia-Reportage wird auf dramaturgisch sehr gelungene Weise der Ablauf des Amoklaufs in München von 2016 mit dem Ablauf der Kommentare und Reaktionen im Web gespiegelt. Dadurch werden die Dynamiken deutlich, die die Berichterstattung im Netz erfährt und wie diese sich auf die Wahrnehmung des Geschehens auswirken. Eine Pflichtlektüre für alle Informationsnutzer und Journalisten.
Sehr schön ist auch der Youtube-Kanal „Datteltäter“, der sich auf sympathisch-humorige Weise mit dem Islam auseinandersetzt. Die Zielgruppe für dieses Angebot ist jung, die Ansprache gelungen, die Themen sind aktuell. Ein gelungenes Angebot.
Allerdings habe ich auch Angebote gefunden, die mich etwas enttäuscht haben. So fand ich die Idee für ein Onlinecomic zum Thema Magersucht zwar sehr gut, die Umsetzung aber eher langatmig und fade. „Ninette – Dünn ist nicht dünn genug“. Auch das Angebot eines Online-Kurses zur Moderne vom Städel-Museum hat mich nicht ganz überzeugt. Die Idee fand ich großartig, ebenso den Intro-Film. Dann aber geht der Kurs in viel Text über, der mich nur wenig zum Weiterlesen ermunterte, sondern – wie ich finde – starken „Lexikon-Charakter“ hat.
Dennoch: Das Netz bietet eine Unmenge an Schätzen. Wir sollten alle ab und zu genauer hinschauen!
Sabine Haas
Sie gründete 1994 das result Markt- und Medienforschungsinstitut, 2007 folgte eine Webagentur, im Jahr 2011 der Geschäftsbereich Beratung. Als Kennerin der alten wie auch Neuen Medien gehört sie zu den gern gesehenen Speakerinnen bei Fachveranstaltungen & Kongressen rund um das Thema "Digitaler Wandel/Medienwandel".
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