Kurzreise nach Bamberg und Bayreuth: Viel Kultur und eine wunderschöne Architektur
In diesem Jahr habe ich mich entschieden, Karneval zu „entfliehen“ und stattdessen mit zwei Freundinnen eine Kurzreise nach Bamberg und Bayreuth zu machen. Nach einem Start mit Hindernissen (Autopanne), erleben wir fünf wunderbare Urlaubstage mit unglaublich vielen verschiedenen Eindrücken. Bamberg begeistert uns mit seinen kleinen Geschäften, seinen historischen Gebäuden und natürlich den herausragenden Symphonikern. Bayreuth entführt uns mit seiner herrschaftlichen Pracht in die Zeit des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhemine (1735-1763) sowie in die Welt von Richard Wagner (1813-1883). Und als kleinen Zwischenstopp auf der Rückfahrt nehmen wir auch das pittoreske Städtchen Limburg noch mit.
Tag 1: Auf Shopping-Entdeckertour in Bamberg
In Bamberg kommen wir durch unsere Autopanne etwas verspätet an. Das Wetter ist miserabel und wird sich die nächsten Tage auch nicht sonderlich verbessern. Aber das verleidet uns die Reise nicht, darauf muss man im Februar einfach gefasst sein. Also treten wir mit Schirm und in der Dämmerung einen ersten Rundgang durch die Stadt an.
Gleich auf den ersten Metern bleiben wir in einem Bürstenladen „hängen“. Das kleine Geschäft Bürsten Nickles besteht seit 1907 und wird derzeit von der 4. Generation der Familie betrieben. Ein wunderbarer Laden mit historischer Einrichtung und einer liebevoll ausgesuchten Produktpalette. Die Bürsten sind teilweise handgefertigt in der eigenen Werkstatt.
Kaum zwei Straßen weiter entdecken wir ein weiteres spannendes Geschäft: Das Atelier des Schmuckdesigner-Paares Nora Kovats und Alvaro-Luca Ellwart. Während sie sehr aufwändige, bunte und mit Liebe zum Detail gestaltete Emaille-Arbeiten gestaltet, arbeitet er mit Pflanzenmaterialien, die in einem mehrstufigen Prozess in Metall gegossen und damit dauerhaft gemacht werden. Beide haben sehr individuelle Produkte, aber vor allem eine große Leidenschaft, die sich spürbar in ihre Kreationen überträgt.
Läden wie diese beiden finden sich sehr viele in der Bamberger Altstadt. So entdecken wir noch zwei sehr individuelle Hutläden, einen unglaublich netten Second-Hand-Bekleidungs-Shop, Keramikwaren, Delikatessen-Geschäfte und vieles mehr. All diesen kleinen Geschäften ist gemeinsam, dass sie eine auffallend geschmackvolle und schöne Schaufenster-Dekoration haben, so dass der Rundgang durch Bamberg von einem Blickfang zum nächsten führt.
Tag 2: Auf den Spuren der 1.000-jährigen Stadtgeschichte
Aber natürlich locken nicht nur die Schaufenster. Am nächsten Tag nehmen wir uns die Stadt noch einmal genauer vor: Die Bamberger Altstadt mutet ein wenig wie Venedig an, durch die Innenstadt fließen sowohl die Regnitz als auch der Main-Donau-Kanal. Das uralte Rathaus mit seinen imposanten Fassadenmalereien ist komplett von Wasser umspült und viele kleine Brücken führen über den Fluss und den Kanal. Es gibt sogar ein „Klein Venedig“: eine kleine Siedlung alter Fischerhäuser aus Fachwerk, die direkt ans Ufer grenzen. Von dort kann man Boots- und sogar Gondelausflüge starten, was wir aber nicht gemacht haben. Überall spürt man die 1.000-jährige Geschichte der Stadt.
Natürlich schauen wir uns die ein oder andere historische Sehenswürdigkeit genauer an. Wir entscheiden uns für eine Ausstellung in der Alten Hofhaltung, in der gerade eine kleine „Winterausstellung“ zum Thema „Im Fluss der Geschichte – Bambergs Lebensader Regnitz“ läuft. Wir sind fasziniert, sowohl von der sehr spannenden Ausstellung als auch von dem Gebäude selbst, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Anschließend besuchen wir noch das alte Rathaus, in dem sich ein Porzellanmuseum befindet.
Danach wird es Zeit für eine Pause. Das ist in Bamberg kein Problem, denn gastronomisch hat Bamberg ebenfalls eine Menge zu bieten. Es gibt das sogenannte „Rauchbier“, das in verschiedenen Brauhäusern angeboten wird. Außerdem entdecken wir verschiedene sehr hübsch aussehende italienische Restaurants und einige nette Cafés. Unser Favorit ist das Café Zuckerstück, das ein wunderbares Ambiente mit extrem leckeren hausgemachten Kuchen verbindet.
Highlight am Abend: ein Konzert der Bamberger Symphoniker
Am Abend dann erwartet uns ein besonderes Highlight: Wir haben Karten für ein Konzert der Bamberger Symphoniker. Da auf den braunen Autobahnschildern vor Bamberg auf „Die Symphoniker-Stadt“ hingewiesen wird, gehen wir von einem besonderen Musikerlebnis aus. Tatsächlich erleben wir ein Konzert eines Symphonieorchesters von Weltrang in dem funktionalen und lichten Konzertsaal der Stadt.
Tag 3: Barocker Prunk und prachtvolle Gebäude in Bayreuth
Unsere zweite Station ist Bayreuth. Im Unterschied zu Bamberg ist diese Stadt deutlich weitläufiger. Im Zentrum trifft man auf breite Prachtstraßen, gesäumt von wunderschönen Altbauten und imposanten historischen Gebäuden. Das Angebot an Museen ist groß und wir beginnen unsere Erkundungstour mit dem Markgräflichen Opernhaus. Das barocke Opernhaus und das zugehörige Museum nehmen uns für mehrere Stunden in Beschlag, so sehr faszinieren sie uns.
Im Opernhaus selbst ist man zunächst regelrecht geblendet von der Pracht und dem überbordenden Wand- und Deckenschmuck. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass die Baumaterialen des Theaters eher einfach sind: Holz und Leinwand dominieren die Innenarchitektur, nicht Stein und edler Marmor. Die Erklärung findet man im Museum: Wir lernen, dass das markgräfliche Opernhaus 1746-1750 anlässlich einer Hochzeitsfeier errichtet wurde und nicht auf Dauer ausgerichtet war. Es ist fast ein Wunder, dass es noch existiert: Gebäude dieser Architekturform sind inzwischen nicht mehr erhalten, die meisten wurden durch Brände vernichtet. So hat es das Opernhaus Bayreuth als einzigartiges barockes Theater zum Weltkulturerbe geschafft.
Ein entspannter Theaterabend mit „Mein Freund Harvey“
Am Abend steht ein Theaterbesuch an. Wir gehen in die Studiobühne Bayreuth, dort steht „Mein Freund Harvey“ auf dem Spielplan. Das Stück ist eine Komödie, die in den späten 50er- und 60er-Jahren mehrfach verfilmt wurde. Sie handelt von dem sehr höflichen und liebenswerten Mr. Elwood P. Dowd, der seine Mitmenschen irritiert, weil er immer in Begleitung seines Freundes Harvey unterwegs ist. Dieser Freund ist ein für alle unsichtbarer, etwa zwei Meter großer, weißer Hase. Seine Familie will Dowd in eine psychiatrische Klinik einweisen, aber die zwar altmodische, aber durchaus vernünftige Ausstrahlung des „Patienten“ lässt die Ärzte zweifeln. Es kommt zu verschiedenen Verwechslungen, die in der unterhaltsamen Komödie am Ende dazu führen, dass die Begriffe „normal“ und „krank“ in neuem Licht erscheinen. In Bayreuth wird das Stück noch bis Anfang April auf die Bühne gebracht, dargestellt von einem sehr spielfreudigen und bunten Ensemble. Vor allem die Hauptrolle ist sehr gelungen besetzt. Wir verbringen einen kurzweiligen Abend in dem familiären Theater, bei dem es im Keller noch eine „After-Show-Bar“ zu geben scheint, die wir allerdings nicht besuchen. 😊.
Vor dem Theaterbesuch entdecken wir noch ein kulinarisches Highlight: Wir besuchen das Restaurant „Hanskaschber“, das mitten im Tierpark direkt am Röhrensee liegt. Wir essen hervorragende Burger, die wirklich außergewöhnlich lecker schmecken, und treffen auf ein extrem nettes und kundenorientiertes Service-Team. Das Burger-Restaurant liegt nahe an der Studiobühne, so dass wir von dort in wenigen Minuten zur Vorstellung gehen können.
Tag 4: Ganz im Zeichen von Richard Wagner
Der folgende Tag in Bayreuth ist Richard Wagner gewidmet. Wir besichtigen das Wagner-Haus mit dem dort untergebrachten Museum und erhalten eine Führung durch das Festspielhaus auf dem berühmten „Grünen Hügel“. Auch hier sind wir mehrere Stunden gefesselt. Wir lesen uns fest an der Geschichte dieses Ausnahme-Komponisten, der ganz anders war als ich ihn mir vorgestellt hatte: ein „Filou“, der sein Leben lang auf der Flucht war, entweder vor Schuldnern, wütenden Ehemännern oder – nach Beteiligung an der deutschen Revolution 1849 – vor der Justiz. In Bayreuth „strandete“ der Verfolgte schließlich und konnte durch Protektion von Ludwig II. sein Festspielhaus bauen.
Das Festspielhaus selbst ist so spannend wie sein „Erfinder“. Es hat viele bauliche Besonderheiten, die zum Großteil nicht aus akustischen Gründen so geplant waren, sondern sich aus Wagners Wunsch heraus ergaben, einen möglichst puristischen Rahmen für seine Opern zu schaffen, bei dem nichts vom Bühnengeschehen ablenkt. Eher zufällig entstand daraus ein Festspielhaus mit überragender Akustik – und äußerst schlecht gepolsterten Sitzreihen.
Befasst man sich mit den Opern von Richard Wagner, dann ist auch das Thema Nationalsozialismus nicht weit. Mit viel Offenheit und Akribie wird auch dieser Abschnitt der Rezeptionsgeschichte aufgearbeitet und in einer eigenen Teilausstellung thematisiert. Wir erfahren, dass vor allem die Schwiegertochter des Komponisten, Winifried Wagner, eine glühende Anhängerin von Hitler war. Sie öffnete dem Nationalsozialismus bei den Wagner-Festspielen freudig die Türen und machte aus den Opernaufführungen eine propagandistische Veranstaltung. Heute stehen die Festspiele unter der Leitung von Katharina Wagner, der Urenkelin von Richard Wagner. Jahr für Jahr trifft sich dort die Prominenz des Landes, um sich Wagners Ring oder eine andere Oper des Komponisten anzuschauen.
Nach einem Tag voller Informationen lassen wir den Abend im Brauhaus ausklingen. Allerdings gehen wir nicht in die berühmte Maisel-Brauerei, die in der Stadt ihren Sitz hat, sondern in das Brauhaus Oskar am Markt. Es hat eine sehr nette und gemütliche Atmosphäre, ganz wie in einem Kölschen Brauhaus. Ich wage mich an ein typisch fränkisches Gericht: Schäufele mit Kloß und Krautsalat. Ganz schön mutig von mir, denn als die riesige Portion vor mir steht, fühle ich mich doch leicht überfordert…
Tag 5: Fahrt ins Fichtelgebirge und ein letzter Stopp in Limburg
Da das Wetter sehr ungemütlich ist und es während unseres Bayreuth-Aufenthalts meistens regnet, verzichten wir auf einen Besuch der Eremitage mit ihren weitläufigen und im Sommer sicher herrlichen Parkanlagen. Wir fahren zwar vorbei, um uns das Schloss anzuschauen, entscheiden uns dann aber für eine Autotour durch das Fichtelgebirge, da wir am letzten Tag noch etwas vom Umland sehen möchten. Unsere Fahrt führt uns zum Ochsenkopf, auf dem es ein Skigebiet mit Sprungschanze gibt. Es ist eine schöne Region, das erkennt man selbst bei Regen, und sicher – bei besserem Wetter – auch gut zum Wandern geeignet.
Schließlich treten wir die Rückreise an. Da wir noch ein wenig Zeit haben, machen wir noch einen Abstecher nach Limburg. Es ist Rosenmontag, viele Läden und auch Cafés haben geschlossen. Aber wir flanieren durch die Altstadt, die zwar sehr überschaubar, aber außerordentlich pittoresk ist. Der Dom und das Schloss überragen die Fachwerkhäuser und kleinen Gässchen in der Innenstadt und bilden zusammen ein tolles architektonisches Ensemble. Sogar die Sonne lässt sich kurz sehen. Der perfekte Abschluss für eine bunte und vielseitige Kurzreise.
Sabine Haas
Sie gründete 1994 das result Markt- und Medienforschungsinstitut, 2007 folgte eine Webagentur, im Jahr 2011 der Geschäftsbereich Beratung. Als Kennerin der alten wie auch Neuen Medien gehört sie zu den gern gesehenen Speakerinnen bei Fachveranstaltungen & Kongressen rund um das Thema "Digitaler Wandel/Medienwandel".
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Vielen Dank für den tollen Beitrag! Es ist uns eine Ehre eure 1. Station gewesen zu sein 🙂