Die Saarschleife – ein Ort mit einem besonderen Zauber

Von |2022-10-04T16:09:15+02:0004.10.2022|Unterwegs|

Vor zwei Wochen bin ich mit meiner Freundin zu einer herbstlichen Kurz-Reise an die Saar und nach Metz in Frankreich aufgebrochen. Wir haben die Saarschleife entdeckt und uns in diesen zauberhaften Ort sehr verliebt. Wir haben viel Porzellan gesehen, eine römische Villa aufgesucht, sehr lecker gegessen und außergewöhnliche Kunst erlebt. Alles in allem wieder einmal eine sehr gelungene Kurzreise. Und das Beste: Von Köln aus gesehen mit einer überschaubaren Anfahrt von ca. drei Stunden über wenig befahrene Autobahnen sehr gut zu erreichen. Es lohnt sich also auch für ein kurzes Wochenende.

Naturdenkmal Saarschleife

Unsere erste Station ist die Saarschleife. Dieses Natur-Denkmal ist das bekannteste Wahrzeichen des Saarlandes und hat schon viele Prominente angelockt. Eher durch Zufall als durch gezielte Suche haben wir die einzige Unterkunft entdeckt, die direkt an der Saarschleife liegt. Aus einer ehemaligen Poststation hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein kleiner Gasthof entwickelt, er die vergangenen zwanzig Jahre leer gestanden hatte. Hier ist die Saarschleifenlodge https://www.saarschleifenlodge.eu/ entstanden, ein Ensemble aus dem bestehenden Altbau ergänzt um Tiny- und Baum-Häuser sowie Loft-Wohnungen.

Wir kommen in einem der Tiny-Häuser unter, und zwar erste Reihe mit Panorama-Fenster direkt auf das Wasser der Saar. Es ist ein unglaublicher Ort dort direkt an der Saarschleife. Vor dem Haus verläuft nur ein Rad- und Wanderweg, es gibt fast keinen Autoverkehr (von Zulieferungen abgesehen) und man ist umgeben von Natur. Der Fluss selbst strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, nur unterbrochen von den Graureihern und Schwänen, einigen Paddlern und sehr sporadischem Schiffsverkehr.

Der Besitzer, Michael Lenz, erzählt uns, wie er vor einigen Jahren auf die Idee gekommen ist: „Ich wohne hier in der Nähe und ich habe immer diesen leerstehenden Gasthof gesehen. Mein Traum war es, dieses Juwel wiederzubeleben. Das ist mir gelungen.“ Sein Konzept sei durchgehend nachhaltig, so habe er beispielsweise die Gebäude in ihrer Gestalt nicht verändert, um nicht zu stark in die historische Bebauung einzugreifen. Und seine Baumhäuser und Tinys seien vollständig rückbaubar, wenn sie einmal nicht mehr benötigt würden. Lenz setzt auf Nachhaltigkeit und sanften Tourismus. „Die Gäste sollen sich in der Saarschleifenlodge an der Natur erfreuen und einfach mal nichts tun. Wir haben bewusst keine Fernseher in den Zimmern, denn die Panoramafenster zur Saar sind das schönste Bild, das man haben kann.“

Für uns geht das Konzept auf. Wir genießen es, auf den Fluss zu schauen und die Seele baumeln zu lassen. Außerdem nutzen wir die wunderschöne Natur für eine Wanderung zum Aussichtspunkt Cloef hoch über der Saar. Dort wurde ein Baumwipfelpfad und ein Besichtigungsturm erbaut. Wir erklimmen den höchsten Punkt über der Saarschleife und bleiben dort eine ganze Weile fasziniert von der Aussicht in der Sonne sitzen. Ein wunderschöner Ort.

Villa Borg – Lebendige Zeitreise in die römische Vergangenheit

Von der Saarschleifenlodge machen wir einen Ausflug zur römischen Villa Borg. Die obere Mosel mit ihrem Dreiländer-Eck Luxemburg, Frankreich und Deutschland war zu Römerzeiten eine wirtschaftlich florierende Region mit Weinanbau und viel Handel. Viele reiche römische Händler hatten dort ihren Landsitz.

Die bei Perl gelegene Villa Borg wurde in den 80er Jahren entdeckt und hat eine lange Geschichte. Die ersten Fundamente gehen schon auf die Zeit vor den Römern zurück. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Landsitz immer weiter ausgebaut und erreichte im 2. Jahrhundert nach Christus seine größte Pracht als herrschaftliche Villa mit Nebengebäuden, Feldern, Gärten und Werkstätten.

Ende der 90er Jahre wurde die durchaus umstrittene Entscheidung getroffen, den Landsitz nicht nur vollständig auszugraben, sondern auch zu rekonstruieren. Als Ergebnis kann man nun in Perl eine römische Villa in seiner vollen Größe und Raumaufteilung besichtigen. Wir besuchen den archäologischen Ort am Nachmittag und können fast ungestört durch die Räume schlendern.

Wir sind fasziniert von der Größe des Anwesens und der luxuriösen Ausstattung, die ein römisches Herrenhaus in damaliger Zeit schon hatte. Die riesige Küche und das sich über mehrere Räume erstreckende römische Bad beeindrucken uns besonders. Rund um die Villa waren Werkstätten angelegt, so dass die damaligen Bewohner sich mit Keramik, Glas und schmiedeeisernen Produkten komplett selbst versorgen konnten. Das nenne ich mal das Gegenteil von der Globalisierung heute. 😊

Leider sind wir zu spät, um noch in der römischen Taverne, die sich auf dem Gelände befindet, etwas zu essen und zu trinken. Das müssen wir dann beim nächsten Mal nachholen.

Mettlach – Die Stadt von Villeroy und Boch

Bevor wir das Saarland wieder verlassen und uns in Richtung Metz aufmachen, besuchen wir noch die Stadt Mettlach. Hier hat Villeroy und Boch seinen Sitz und es gibt einen riesigen Outlet-Store mit Porzellan aller Art. Eine Reihe von internationalen Touristen wimmeln durch den Laden, große Einkaufswagen mit Paketstapeln vor sich her schiebend. Der Laden scheint zu florieren.

Wir benötigen beide derzeit kein Porzellan und können uns an dem allgemeinen Kaufrausch nicht beteiligen. Wenn wir ehrlich sind, ist ansonsten über Mettlach wenig zu berichten. Das Villeroy und Boch Erlebniszentrum, was wir gerne besucht hätten, hat leider geschlossen. Die Stadt selbst ist – wie das gesamte Umland baulich eher als unattraktiv zu bezeichnen. Wie es scheint, ist die Region um Mettlach und Merzig eher sozial schwach, denn viele Häuser wirken stark renovierungsbedürftig und die Vorgärten sind häufig verwahrlost.

Von unserem Gastgeber erfahren wir, dass in der Region um die Saarschleife herum viel Berg- und Stahlbau angesiedelt war. Beides ist in den vergangenen Jahrzehnten mehr oder weniger vollständig weggebrochen. Eine Herausforderung, die wir auch aus NRW gut kennen.

Metz – Kultur, Kulinarik und Shopping

Am Samstagmittag kommen wir dann im französischen Metz an. Wir wohnen in der historischen La Citadelle, die zu einem modernen Accor-Hotel umgebaut wurde.

Das Hotel liegt sehr zentral und wir können die Innenstadt zu Fuß erkunden. Die Altstadt von Metz hat nicht an jeder Ecke schöne Sträßchen und Gassen, allerdings gibt es ein paar sehr sehenswerte „Hot Spots“. So bilden beispielsweise die Kathedrale und die daran angrenzende Markthalle das touristische „Herz“ von Metz. Auch die evangelische Kirche in Metz, Temple Neuf, die sich an der Südwest-Spitze der Insel Ile du Petit-Saulcy befindet, ist wunderschön anzusehen.

Sehr gut gefallen hat uns auch die Einkaufsstraße von Metz. Dort finden wir eine Menge sehr individueller Mode-Läden, wie wir sie aus Deutschland nicht kennen. Wir sind einige Zeit damit beschäftigt, durch die Läden zu schlendern und uns mehr oder weniger extravagante Kleidungsstücke anzusehen. Wir finden sogar ein oder zwei kleine Schneider-Läden, die ihre Mode nicht nur selbst designen, sondern auch vor Ort fertigen.

Abends dann landen wir in einem klassisch französischen Bistro und genießen ein wunderbares, sehr französisches Drei-Gänge-Menu. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz besetzt und jeder freiwerdende Tisch ist sofort wieder belegt, meist mit Einheimischen. Wir beobachten fasziniert das Personal und den Restaurant-Chef, die den ganzen Abend zwischen den eng stehenden Tischen hin und her wuseln und jeden Gast jederzeit im Blick zu haben scheinen. Unsere zufällige Restaurant-Wahl ist ein Volltreffer!

Kultur in Metz: Centre Pompidou und die Kathedrale

Den Sonntag widmen wir der Kultur, bevor es am Nachmittag nach Hause geht. Zunächst besuchen wir das architektonisch sehr imposante Centre Pomidou-Metz. Dort werden wechselnde Ausstellungen moderner Künstler gezeigt. Wir haben uns nicht vorher informiert, was gerade gezeigt wird, sondern lassen uns überraschen. Tatsächlich sind wir mehr als überrascht von der Kunst, die wir auf zwei Etagen des Centre Pompidou zu sehen bekommen.

Auf der ersten Etage findet sich eine Ausstellung der 2015 verstorbenen Eva Aeppli. Sie arbeitete Zeit ihres Lebens mit Textilien und gestaltet vor allem lebensgroße, unglaublich eindringliche Figuren und Ensemble. Ihr Thema ist dabei die Physiognomie und die dahinterliegende Seele des Menschen. Ihre Arbeiten sind größtenteils sehr verstörend und eindringlich, aber unglaublich ausdrucksstark. Wir sind vollkommen fasziniert von ihrer Kunst und können uns kaum von ihrer Ausstellung lösen.

Auch die zweite Etage zeigt eine sehr bemerkenswerte Ausstellung: Das Thema lautet Mimesis, lebendiges Design. Beleuchtet wird der Naturbegriff im Design verschiedener Jahrzehnte. Anhand von Möbelstücken, Kunstobjekten oder Einrichtungsgegenständen wird beleuchtet, welchen Bezug zur Natur die jeweiligen Designer hatten, entweder in der Gestaltung der Formen oder in der Verwendung der Materialien. Von Holzmöbeln bis zu modernem 3D-Druck oder Kunst aus Kristallen ist alles dabei. Wieder gibt es eine Menge zu sehen und zu bestaunen.

Bevor wir Metz verlassen, müssen wir natürlich auch die Kathedrale noch von innen sehen. Sie ist berühmt durch ihre Buntglasfenster, von denen einige Chagall geschaffen hat. Wir verbringen auch hier fast eine Stunde, da die Kathedrale riesig ist und die Vielzahl an Fenstern aus den verschiedenen Epochen sehr detailreich gearbeitet sind, so dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt.

Entspannung und Kultur – die optimale Mischung

Insgesamt war unsere Wochenend-Reise eine optimale Mischung aus Kultur und Entspannung. Wir haben eine Menge gesehen, aber auch viel Ruhe und Natur genießen können. Vor allem die Saarschleife hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und wir werden sicher noch einmal diesen wunderschönen „Secret Place“ besuchen.