Kölnisches Stadtmuseum: Ausstellung 200 Jahre Kölner Karneval

Ausstellung Kölner Karneval - Kölnisches Stadtmuseum im MAKK

D’r Zoch kütt! Unter dem Motto „Thronbesteigung des Helden Carneval“ fand 1823 der erste organisierte Rosenmontagszug in Köln statt. Damals hieß dieser allerdings noch Maskenzug und war eine Reaktion auf das ausufernde Feiern der Kölner zur Fastnacht. Es galt, das bunte Treiben in geordnete Bahnen zu lenken. Gegründet wurde das „Festordnende Komitee“, das wir heute als „Festkomitee Kölner Karneval“ kennen. Was in den 200 Jahren Karnevalsgeschichte seither passierte, erzählt derzeit die Ausstellung „Karneval in Köln. Wie alles begann…“, die vom Kölnischen Stadtmuseum gemeinsam mit dem Festkomitee Kölner Karneval konzipiert wurde.

Wie wurde aus dem „Helden Carneval“ der Prinz und das Dreigestirn? Was bedeutet eigentlich die „Bütt“? Und was hat es mit dem Wort „Alaaf“ auf sich? Über alles das und noch mehr erzählt die Ausstellung in Form einer Zeitreise, welche die Besucher*innen in einem Rundgang durch – wie sollte es anders sein – 11 thematische Stationen zum Kölner Karneval führt.

 

Stadtmuseum zu Gast im MAKK

Mit der Ausstellung zum Jubiläum des Kölner Karnevals ist das Kölnische Stadtmuseum zu Gast im MAKK – dem Museum für Angewandte Kunst Köln. Da das neue Kölnische Stadtmuseum erst im Herbst 2023 mit neuem Museumskonzept seine Türen für Besucher*innen wieder öffnet, musste für die Ausstellung anlässlich des runden Geburtstags des Kölner Karnevals eine Alternative gefunden werden. Das Gute liegt bekanntlich nah. So fand die Ausstellung ihren Platz schließlich im MAKK. Noch bis zum 30. Juli 2023 ist sie dort zu sehen. Und der Besuch lohnt sich!

 

 

Eine Reise zu den Anfängen des Kölner Karnevals

Ich entscheide mich, meinen Besuch mit einer Führung zu verknüpfen. Unter dem Motto „Vom Helden Carneval bis heute – Wie alles seinen Anfang nahm“ werden wir durch die 11 Themen der Ausstellung geführt. Die ersten drei Stationen „Rettet den Karneval“, „Das Festordnende Comite“ und „Einmol Prinz zo sin“ vermitteln einen ersten historischen Überblick zu den Anfängen und der Entwicklung des Kölner Karnevals.

Die Ursprünge des Karnevals finden sich tatsächlich schon mit der Stadtgründung Kölns, also den Römern. Bereits im Mittelalter verkleideten sich die Menschen und feierten die Fastnacht und das sogenannte Mittwinterfest, um Winterdämonen zu vertreiben. Die Feierlichkeiten nahmen jedoch solch ausschweifende Formen an, dass ein Verbot des Karnevals folgte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde dann wieder mit dem Verkleiden begonnen – allerdings mit Regeln und einer sogenannten „Maskenkarte“. Die Kölner*innen mussten sich also eine Karte kaufen, um sich verkleiden zu dürfen.

Eine Gruppe hochgebildeter Männer der damaligen Elite schloss sich daraufhin zusammen, um zu überlegen, wie ein geordneter Karneval aussehen könnte. „Das Festordnende Comite“ war geboren und schuf ein Gesamtkunstwerk mit Einflüssen aus Kölner Traditionen, Italien und seinen Wanderbühnen und dem Niederrhein, wo es bereits den „Held Carneval“ gab. Dieser Zusammenschluss legte die Basis für all das, was wir heute unter dem Kölner Karneval verstehen: Ein Maskenzug für den Rosenmontag, ein Ball im Gürzenich, Karnevalssitzungen und die Erlaubnis zum Verkleiden. Neben dem „Held Carneval“ tauchen Bauer und Jungfrau als stadtgeschichtliche Symbole immer wieder unabhängig in den Zügen auf. Ab 1883 bildeten sie zusammen mit dem neuen Oberhaupt, dem Karnevalsprinzen, eine Einheit im Kölner Karneval. Das Dreigestirn wie wir es heute kennen gab es dann ab 1937.

 

Kölsche Töne und die Pappnas

Nach einem umfangreichen Einblick in die Entstehung des Karnevals in Köln geht es weiter mit einem bunten Rundumschlag der vielseitigen Themen des Fastelovend: Von den Kostümen und den vielen Jahren des Rosenmontagszuges bis hin zur Musik im Kölner Karneval, den Karnevalsorden und dem historischen „Ballvergnügen im Gürzenich“. Der Karneval als Spiegel der Gesellschaft und Politik findet Betrachtung in den Stationen „Parodie aus der Bütt“ und der zum Rosenmontagszug.

Ab den 1930er-Jahren wurde der Höhepunkt des Kölner Karnevals als Rosenmontagszug gefeiert. Abgeleitet wird seine Benennung aber nicht von der gleichnamigen Blume, sondern von dem Wort „rasen“, also dem ausgelassen sein. Schon der erste Zug im Jahr 1823 war – auch wenn wesentlich kürzer und kleiner als der heutige Rosenmontagszug – eine Veranstaltung mit Pauken und Trompeten, für welche sich die Leute auf Dächern und in Fenstern rund um den Neumarkt versammelten. Dabei hat der Zug immer schon Bezug zu kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Ereignissen genommen und diese thematisiert.

Gleiches geschieht auch seit eh und je bei den Büttenreden. Aber was versteht man eigentlich genau unter der Bütt? In der Ausstellung erfahre ich, dass die Bütt ursprünglich eine Waschwanne ist, in der schmutzige Wäsche gewaschen wird. Und das erste Stehpult für eine Büttenrede gab es schon 1828. Hintergrund war dabei nicht nur, dass durch die Redner Land und Leute „durch den Kakao“ gezogen wurden, sondern auch der Wunsch, den Karneval zeitgemäß und demokratisch zu gestalten. Schon im Jahr 1843 setzte sich der Publizist und Vertreter der Demokratiebewegung Franz Raveaux für die politische Satire im Kölner Karneval ein.

 

 

Eine weitere Station gefällt mir besonders gut: „Kölsche Töne“. Denn ohne Musik gibt es natürlich kein Schunkeln und kein Karneval. Ein besonders traditionsreiches Lied wurde 1823 für die „Thronbesteigung des Helden Carneval“ komponiert und ging als „Nr. 1“ in die Sammlung kölnischer Karnevalslieder ein. Die für die Züge komponierten Melodien waren auch als „Bellentöne“ betitelt und wurden in den Folgejahren immer wieder neu zu den jeweiligen Karnevalsmottos mit einem passenden Text reformiert.

Beliebt wurden bald das gemeinsame Singen und auch die Marschlieder. Wer kennt nicht Lieder wie „Ein treuer Husar“ oder auch „Heidewitzka, Herr Kapitän“. Auch Klassiker wie „Ich möch zo Foß noh Kölle jon“ von Willi Ostermann wurden schnell zu beliebten Karnevalsliedern. Heute sind 15.000 Liedeinträge in der „Akademie för uns kölsche Sproch“ aufgelistet – kaum eine andere Stadt der Welt wird so vielfältig besungen wie unsere Domstadt. Notenblätter der historischen Bellentöne und auch welche von Willi Ostermann sind in der Ausstellung zu sehen.

 

„Jede Jeck is anders“

Bei der vorletzten Station „Wer soll das bezahlen?“ ist der Ohrwurm und die Lust auf’s Schunkeln ebenfalls vorprogrammiert. Überhaupt spielten Finanzen beim Karneval schon immer eine große Rolle und ließen die Kölner seit jeher kreativ werden: Vermietung von Fensterplätzen, der Verkauf von Karnevalskappen oder auch Briefpapier und Postkarten sind alte Traditionen. Zum Ende der Ausstellung werden die Besucher*innen aufgerufen, ihre eigenen Ideen zu der Frage „Was ist Karneval?“ festzuhalten. Denn dieser ist stetig im Wandel und kann für jeden Jeck etwas anderes sein.

Eine besondere Tradition hat jedoch schon lange Bestand und wird wohl so schnell nicht weichen: der Ausruf „Kölle Alaaf!“ Auf einem letzten historischen Ausstellungsstück ist dieser zu lesen. Es ist ein Bartmannskrug, wie ihn die Kölner im 16. Jahrhundert in ihrem Alltag genutzt haben. Der Ausruf meinte hier so viel wie: „Alles weg“ oder auch „Alles andere ist nicht so gut“ – stand also für etwas, an dem man viel Spaß hatte. Hättet Ihr’s gewusst?

 

Ich freue mich jetzt schon auf einen Besuch im neuen Kölnischen Stadtmuseum. Im Herbst eröffnet dies mit einer Ausstellung, welche die Geschichte der Stadt Köln in ihren unterschiedlichen Facetten erzählen wird. Da dürfen wir sicherlich gespannt sein. 😊

Sonja Kluft

Die Online-Redakteurin und Geografin mit den Schwerpunkten Stadt, Gesellschaft und Kultur liebt es, Stadtgeschichten und Kulturorte zu erkunden. Im Kultur-Blog verknüpft sie beides, gerne auch mit der digitalen Komponente.

Kommentare

Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.