Die Zauberflöte: Eine märchenhafte Oper

Von |2022-08-31T10:55:19+02:0031.08.2022|Oper|

Mozarts Zauberflöte ist eine wundersame und wunderschöne Oper, die aus meiner Sicht gut in den Rahmen des Menuhin-Festivals gepasst hat. Sie ist verträumt und verdreht, märchenhaft und durch seine moralische Botschaft auch volksnah und bodenständig. Wir haben eine halbszenische Aufführung auf der Konzertbühne erlebt. Ohne Kostüme, aber doch mit schauspielerischen Elementen.  

 

Eine Liebe zwischen Gut und Böse 

Die Geschichte der Oper sei hier kurz zusammengefasst: In einem „Fantasie-Ägypten“ steht die „Königin der Nacht“ in Konkurrenz zu Fürst Sarastro, der ihre schöne Tochter Pamina entführt hat. Um sie zu befreien, schickt die Königin den jungen Prinz Tamino in Begleitung des Vogelfängers Papageno zum Palast. Dort angekommen, treffen sich Tamino und Pamina und verlieben sich. Fürst Sarastro hat nichts gegen die Verbindung der beiden, möchte den Prinzen Tamino aber vorher auf die Probe stellen.  

Er muss verschiedene Prüfungen bestehen, um sich als gut und würdig zu erweisen. Sarastro erklärt, dass er das Gute vertrete, während die Königin der Nacht nach dem Bösen strebe. Es gelingt Tamino und Pamina, alle Prüfungen zu bestehen und sie werden ein Paar. Auch Papageno wird belohnt und erhält Papagena zur Frau. Die Königin der Nacht versucht dann selbst in den Palast einzudringen und versinkt in Finsternis. 

Sänger bei der Oper Zauberflöte beim Menuhin Festival

Beeindruckende Darstellung von Mozarts Zauberflöte 

Mit einer perfekten Besetzung bringt das Menuhin Festival diese epochale Mozart-Oper in einer halbszenischen Aufführung auf die Bühne: Das Orchester Talens Lyriques und das Ensemble Vocal de Lausanne werden von Christophe Rousset dirigiert. Der renommierte Cembalist und Dirigent sorgt für ein wunderbares Klangerlebnis. Vor allem die Leistung des Chors hat uns sehr beeindruckt. 

Die Sängerinnen und Sänger sind ebenfalls allesamt stimmlich überragend und gut ausgewählt: So überzeugt Sandrine Piau als Pamina, die sie mit viel Emotion und Ausdruck interpretiert. Kalt und unnahbar steht ihr Rocío Pérez gegenüber, die in der Rolle der Königin der Nacht ebenfalls überzeugt. 

Besonderer Publikumsliebling ist Papageno: Der lustige Vogelfänger wird von Christoph Filler mit viel Humor und Einsatz gespielt und gesungen. Auch die anderen Männerrollen sind wunderbar ausgewählt und überzeugen gesanglich und schauspielerisch. Zu erwähnen sind hier u.a. Alexander Köpeczi als Sarastro und Jeremy Ovenden als Tamino. 

Sängerin bei der Oper Zauberflöte beim Menuhin Festival

Premiere einer halbszenischen Aufführung und ein wunderbares Klangerlebnis

Für mich ist es die erste halbszenische Aufführung, die ich erlebe. Ich finde dieses Format sehr spannend, da Orchester und Sänger*innen auf Augenhöhe agieren. Es muss den Protagonisten gelingen, schauspielerisch durch die Oper zu führen, ohne zu viel Raum einzunehmen. Die Interaktion zwischen Orchester und Sänger*innen ist dabei sehr intensiv und führt zu einem besonderen musikalischen Erlebnis. 

Für mich ein gelungener Abend, der mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird. 

Gstaad Menuhin Festival: Ein geradezu „rockiger“ Vivaldi

Von |2022-08-29T18:46:28+02:0029.08.2022|Unterwegs|

Mein zweiter Besuch des Menuhin-Festivals in Gstaad (Schweiz) beginnt wie beim vergangenen Mal mit einem Konzert in der Kirche Saanen. Diesmal mit der vielseitigen und sympathischen Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Im Mittelpunkt steht Musik von Vivaldi kombiniert mit zeitgenössischen Kompositionen. Eine spannende Mischung...

Kirche Saanen: Historischer Aufführungsort mit viel Charisma 

Die Kirche in Saanen mit ihren Malereien aus dem Jahre 1470 ist für mich ein besonderer Aufführungsort. Ich bin fasziniert von der Ausstrahlung dieses alten Kirchenraums mit seiner Holzkassetten-Decke und den wunderschön verzierten Wänden. Entsprechend habe ich mich beim diesjährigen Menuhin-Festival auf das Konzert in der Kirche besonders gefreut. Der Raum strahlt viel Wärme und Leidenschaft aus, genau der richtige Rahmen für besondere Musik. 

Unter dem Titel „Vivaldis Tod in Wien“ spielt Patricia Kopatchinskaja, Violine, gemeinsam mit dem Barockorchester Il Giardino Armonico unter der Leitung von Giovanni Antonini. Das Programm hat die Geigerin zusammengestellt. Sie ist für ihre Experimentierfreude bekannt und hält tatsächlich einige Überraschungen für uns bereit.

Orchester beim Gstaad Menuhin Festival

Ein furioses Konzert 

Schon die Minuten vor dem Konzertbeginn lassen Gutes vermuten: Die Musiker*innen, die auf der Bühne ihre Instrumente stimmen, strahlen schon im Vorfeld eine ungemeine Freude und Begeisterung aus. Als dann die Geigerin auf die Bühne kommt und ihre Schuhe auszieht, ist klar: Das wird anders. Und so ist es: Wir erleben einen furioser Abend mit wunderbaren und unglaublich engagierten Musiker*innen und einer Geigerin, die wirklich alles aus ihrem Instrument zu holen vermag. Farbenfroher als die übrigen Mitglieder fügt sie sich unkonventionell in das Orchester ein und baut umherwandelnd eine Verbindung zu ihrer Umgebung auf.  

Das knapp eineinhalbstündige Konzert widmet sich der Musik von Antonio Vivaldi. Es werden Ausschnitte aus verschiedenen seiner Konzerte auf die Bühne gebracht, alle mit Tempo und viel Emotion interpretiert. Mir fällt wieder einmal auf, wie modern Vivaldi klingt. Auch mein jugendlicher Reisebegleiter ist wie gebannt von den Rhythmen und der Emotionalität dieser Musik.  

Wie von Patricia Kopatchinskaja zu erwarten, bleibt es nicht bei Vivaldi. Die 45-Jährige ist bekannt für ihre Beschäftigung mit neuer Musik. Entsprechend verbindet sie an diesem Abend viele neue Werke mit dem alten Meister. Das Ergebnis ist beeindruckend: Neu und alt verbinden sich zu einer musikalischen Achterbahnfahrt, mit leisen Tönen und viel Fortissimo, mit ruhigen Passagen und extrem temporeichen Strecken. Es wird keine Sekunde langweilig, und die Musik berauscht das Publikum schon nach wenigen Minuten. 

Doch nicht nur die Solistin verdient Lob: Das Ensemble Il Giardino Armonico, das auf historischen Instrumenten spielt, ist ebenfalls von überragender Qualität. Musikalisch gehen sie jede Abzweigung des bunten Programms mit, immer mit Begeisterung und höchster Professionalität. Als dann die Musikerinnen und Musiker auch noch eine kleine „Beatbox-Improvisation“ ergänzen, sind wir endgültig hingerissen. Die Zeit vergeht im Flug und schon verabschieden sich Orchester und Solistin unter großem Applaus. 

Geigerin Patricia Kopatchinskaja beim Menuhin Festival

 

Sinnbild für das Menuhin-Festival 2022 

Für mich ist dieses Konzert ein Sinnbild für das Menuhin-Festival 2022: Das traditionsreiche, überwiegend an historischen Orten aufgeführte Festival zieht viel „Weißhaar-Publikum“ an, alle – wie es sich wohl für Gstaad gehört – eher wohlhabend und recht steif.  

Doch es gibt seit einigen Jahren auch ein anderes Menuhin-Festival, das sich jünger, bunter und offener präsentiert. So bietet das digitale Festival eine Reihe spannender Videos und Konzertmitschnitte (auch vom beschriebenen Konzert), es gibt Podcasts und einen großen Akademie-Bereich mit Meisterkursen für Nachwuchs-Musiker*innen.  

In 2022 lautet das Motto Nachhaltigkeit. Damit zeigt das Festival seine Modernität. Es hat ein umfassendes Konzept entwickelt, um möglichst CO2-neutral zu werden. Maßnahmen vor Ort und eine stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtete An- und Abreise von Künstlerinnen und Künstlern sowie Gästen stehen ebenfalls auf der Agenda. Für ein Festival in den Schweizer Bergen eine besondere Herausforderung. 

Eine alte Kirche und zeitgenössische Musik; ein eher älteres Publikum und eine moderne Geigerin, die barfuß spielt. Das alles geht zusammen, wenn man es richtig und vor allem mit Begeisterung vermittelt. Genauso gehen hoffentlich das „alte“ Menuhin-Festival und die modernen Festival-Ideen zusammen, denn es ist sicher lohnend, wenn es gelingt, sich für neue Zielgruppen zu öffnen. 

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