Begeistert gefeierte Premiere von Tannhäuser in Frankfurt am Main

Von |2024-05-27T14:57:33+02:0030.04.2024|Oper|

Stimmlich und musikalisch beeindruckend, die Regie hinterlässt Fragen

Ein Ausflug an die Frankfurter Oper stand für mich schon länger auf dem Plan. Vergangenes Wochenende war es dann endlich so weit: Zusammen mit meinem Sohn besuchte ich die Premiere der Wagner-Oper Tannhäuser.

Die Oper Tannhäuser gehört zu meinen Favoriten. Es ist „ganz großes Kino“ und viel Pathos, mit dem Wagner die Geschichte des Ritters Tannhäuser erzählt, der sich von Venus, der Göttin der Lust, hat versuchen lassen und durch den unerschütterlichen Glauben der reinen Jungfrau Elisabeth am Ende erlöst wird. Das musikalisch opulente und gesanglich beeindruckende Werk zieht mich immer wieder in seinen Bann.Die Handlung kurz zusammengefasst

Ritter Tannhäuser ist der Lust-Göttin Venus verfallen und lebt bei ihr im Venusberg. Doch er vermisst sein irdisches Dasein und beschließt, sie zu verlassen. Zurück auf der Erde kehrt er an die Wartburg zurück und nimmt dort an einem Gesangswettstreit teil. Elisabeth, die schon früher in Liebe zu Tannhäuser entbrannte Tochter des Burgfürsten, nimmt als Schiedsrichterin an dem Wettbewerb teil. Im Zuge des „Sängerkrieges“ gesteht Tannhäuser, im Venusberg gewesen zu sein.

Diese Sünde ruft Entsetzen hervor. Nur mit Mühe schafft Elisabeth es, Tannhäuser vor dem Tod zu retten. Er wird stattdessen verbannt und pilgert nach Rom, um dort Vergebung zu erbitten. Der Papst spricht ihn jedoch nicht frei, da er dem Teufel verfallen sei. Elisabeth betet derweil für seine Erlösung und stirbt aus Liebe, als sie merkt, dass er zunächst von seiner Pilgerfahrt nicht zurückkehrt. Als Tannhäuser dies erfährt, stirbt auch er – schließlich doch noch erlöst durch Elisabeths Opfer.

Die Wartburg wird zum Hörsaal im San Francisco der 1960er-Jahre

Matthew Wild erzählt Wagners Oper in Frankfurt als Geschichte eines Paares der 1960er-Jahre in San Francisco. Schriftsteller Heinrich von Ofterdingen (Tannhäuser) kämpft mit seinen – damals verbotenen – homoerotischen Fantasien, die ihn mehr und mehr zerstören. Seine Frau (Elisabeth) ist die Einzige, die zu ihm steht und ihm seine „Sünden“ verzeiht.

Die Idee der Inszenierung ist es, die gesellschaftskritischen Diskussionen in den amerikanischen Nachkriegsjahren zu thematisieren. Auch wird der Fokus auf die starke Anziehung gelegt, die Wagners Tannhäuser wohl immer schon für „queere Rezipienten“ ausgeübt hat, so zum Beispiel bei Ludwig II. oder Oscar Wilde.

Gelungenes Bühnenbild

Ins Bild gesetzt wird diese Lesart durch einen Hörsaal, in dem die inzwischen gealterte Elisabeth die Geschichte ihres Schriftsteller-Gatten Ofterdingen/Tannhäuser erzählt.

Bild: Marco Jentzsch (Tannhäuser; mit dem Rücken zum Betrachter) und Henri Klein (Ein junger Student; in blau-weiß geringeltem Shirt) sowie Ensemble. © Barbara Aumüller

Bild: Marco Jentzsch (Tannhäuser; mit dem Rücken zum Betrachter) und Henri Klein (junger Student; in blau-weiß geringeltem Shirt) sowie Ensemble. © Barbara Aumüller

Die Höhle der Venus wird durch drei übergroße Schaufenster dargestellt, die jeweils als Hotelzimmer eingerichtet sind und in denen Heinrichs homoerotische Fantasien visualisiert werden. Venus selbst hat das Antlitz des Todes, sie steht für die zerstörerische Kraft von Ofterdingens/Tannhäusers sexuellen Visionen. Kostüme, Videotechnik und Bühnenbild wirken beeindruckend. Sie ziehen von Anfang an in die Handlung hinein und unterstützen die Dramaturgie der Handlung in gekonnter Art und Weise.

Bild: Dshamilja Kaiser (Venus), Domen Križaj (Wolfram von Eschenbach), Marco Jentzsch (Tannhäuser) und Henri Klein (Ein junger Student). © Barbara Aumüller

Bild: Dshamilja Kaiser (Venus), Domen Križaj (Wolfram von Eschenbach), Marco Jentzsch (Tannhäuser) und Henri Klein (junger Student). © Barbara Aumüller

Idee der Regie geht für uns nicht auf

Die Idee der Regie dagegen geht für uns nicht richtig auf. Im Gegenteil, wir erleben ein Störgefühl, das im Laufe des Abends immer stärker wird. Die homoerotische Liebe wird von Wild mit einem Wust an düsteren, mythischen Gestalten dargestellt, wie Ganymed oder der „schwarze Bock“. Venus mit ihrem Todes-Aussehen verabreicht Ofterdingen/Tannhäuser Drogen, damit er immer stärker seinem Lust-Wahn verfällt.

Bild: v.l.n.r. Henri Klein (Ein junger Student) und Marco Jentzsch (Tannhäuser) sowie Dshamilja Kaiser (Venus). © Barbara Aumüller

Bild: v.l.n.r. Henri Klein (junger Student) und Marco Jentzsch (Tannhäuser) sowie Dshamilja Kaiser (Venus). © Barbara Aumüller

Elisabeth dagegen verkörpert die biedere, saubere Jungfrau, ganz die brave, gute Frau der bürgerlichen Nachkriegsgeneration in den USA. Sie bleibt von Anfang bis Ende adrett und sauber, einfach makellos.

Bild: Christina Nilsson (Elisabeth). © Barbara Aumüller

Bild: Christina Nilsson (Elisabeth). © Barbara Aumüller

Aus unserer Sicht führt diese schematische Darstellung der zwei Welten dazu, dass die homoerotischen Neigungen des Protagonisten Ofterdingen/Tannhäuser als negative, zerstörerische Kraft und als ein fatales Gegenbild zu einem „guten und moralischen“ Leben vermittelt werden: Tannhäuser verliert sich in seinen „bösen“ drogen-geputschten homosexuellen Begierden und kann nur durch die Reinheit der „bürgerlichen“ Elisabeth Erlösung gelangen.

Dies ist sicher nicht das, was Matthew Wild erzählen will. Dennoch ist es genau das, was wir durch das Geschehen auf der Bühne wahrnehmen. Die vom Regisseur entwickelte Geschichte wirkt nicht wie eine Kritik an Biederkeit und Moral, sondern eher wie ein Plädoyer für die bürgerlichen Werte der damaligen Zeit.

Musikalisch grandiose Premiere

Vollkommen überzeugend dagegen ist für uns die musikalische und gesangliche Umsetzung der Wagner-Oper an diesem Abend. Die gesamte Besetzung ist großartig gewählt, sowohl darstellerisch als auch gesanglich sehr überzeugend. Der Chor und das Orchester unter Leitung von Thomas Guggeis sind einfach nur großartig.

Bild: Ensemble. © Barbara Aumüller

Bild: Ensemble. © Barbara Aumüller

Marco Jentzsch gibt einen überzeugenden und sehr sympathischen Tannhäuser und nimmt uns gleich zu Beginn für sich ein. Christina Nilsson als Elisabeth ist ebenfalls hervorragend gewählt und passt aus unserer Sicht perfekt in die Rolle. Auch die übrigen Sängerinnen und Sänger sind sehr gut besetzt und zeigen großes Engagement.

Kein Wunder also, dass es zum Abschluss der vierstündigen Premiere Standing Ovations gibt. Auch wir sind ganz beseelt von einem hoch emotionalen und musikalisch grandiosen Opernabend. Obwohl uns die Regie etwas hilflos zurücklässt, dieser Tannhäuser ist durchaus eine Reise nach Frankfurt am Main wert.


Die nächsten Termine sind bis 30. Mai 2024 bereits ausverkauft. Für diesen Tag sowie die Vorstellung am 2. Juni 2024 gibt es zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung noch Restkarten.


Headerfoto: Marco Jentzsch (Tannhäuser). © Barbara Aumüller

„Lohengrin“ am theaterhagen: Einige Schwächen, aber insgesamt gelungene Premiere

Von |2024-02-26T13:44:43+01:0026.02.2024|Allgemein, Oper|

Ja, ich gebe zu, ich bin ganz schön oft in Hagen. Der Grund ist, dass eine gute Freundin von mir ein großer Fan dieses Theaters ist und dort ein Abo hat. Also bin ich auch dieses Wochenende mit ihr in die kleine Stadt am Rande des Ruhrgebietes gefahren. Diesmal sind wir bei der Premiere der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner. Ich bin sehr gespannt, denn diese Oper habe ich noch nie gesehen und meine Wagner-Erfahrungen sind ja – wie an anderer Stelle schon erzählt – eher begrenzt. Außerdem bin ich natürlich ein wenig auf dem „Wagner-Trip“, nachdem ich bei meiner Reise nach Bayreuth so viel Spannendes über den Komponisten erfahren habe. Und wieder mal muss ich sagen: Der Besuch des theaterhagen hat sich gelohnt. Es war ein schöner und kurzweiliger Abend.

Besonderes Werk mit wunderschöner Musik

„Lohengrin“ ist ein besonderes Werk, da Wagner mit dieser Oper seine neue Opernform begründete. Anders als die Komponisten vorher komponiert er nicht einzelne Abschnitte (Nummern) mit Rezitativen, Chorstücken und Arien, sondern ein durchgehendes Musikdrama. Das macht Wagners besondere Wirkung aus meiner Sicht aus, denn auf diese Weise zieht er das Publikum musikalisch sehr stark in seinen Bann – zumindest im Falle von „Lohengrin“.

Die Sage der Gralsritter wird erzählt

Die Geschichte basiert – wie fast immer bei Wagner – auf den deutschen Heldensagen: Es geht um den Gralsritter Lohengrin, Sohn des Parzival, der auf einem Schwan der Fürstin von Brabant zur Hilfe entsandt wird.

Nachdem der Fürst von Brabant verstorben ist, wachsen seine Kinder Elsa und Gottfried bei einem Vertrauten des Vaters, Friedrich von Telramund, auf. Eines Tages verschwindet Gottfried bei einem Spaziergang der Geschwister im Wald. Telramund beschuldigt Elsa, ihren Bruder getötet zu haben und wendet sich von ihr ab. Er hatte sie eigentlich zur Braut nehmen wollen, heiratet aber stattdessen Ortrud, die sich bald als die Böse der Geschichte erweist.

Ein Zweikampf soll entscheiden, ob Elsa schuldig oder unschuldig ist. Elsa muss in diesem Kampf von einem Ritter vertreten werden, und tatsächlich erscheint ein edler Schwertträger auf einem Schwan, der für Elsa gegen Telramund antritt. Der Ritter gewinnt den Zweikampf und damit auch Elsas Hand. Seine Bedingung ist allerdings, dass Elsa niemals nach seinem Namen fragen darf.

Von Ortrud ins Zweifeln gebracht, bricht Elsa ihren Schwur und will von ihrem Ritter wissen, wer er sei. Daraufhin muss dieser sein Geheimnis lüften: Er ist der Gralsritter Lohengrin und gesandt, um Elsa zu helfen. Einmal erkannt, darf er allerdings nicht bleiben, sondern muss zurück zum heiligen Gral. Bevor er Elsa verlässt, entzaubert er noch den Schwan, auf dem er anreiste: Es ist Gottfried, der von Ortrud verwandelt wurde.

Lohengrin-Besetzung: Insu Hwang, Tobias Haaks, Dorothea Herbert

©Theater Hagen

Vier anspruchsvolle Stunden mit viel Pathos und Drama

Die Oper wird in drei Akten erzählt und dauert ca. 3,5 Stunden mit zwei Pausen. Es ist eine wuchtige, sicher für alle Beteiligten auf der Bühne sehr anstrengende, aber auch temporeiche und spannende Oper, so dass wir uns in keiner Weise langweilen. Das theaterhagen bringt eine ordentliche Premiere auf die Bühne, allerdings merkt man, dass einige im Ensemble bei dieser anspruchsvollen Oper an ihre gesanglichen Grenzen stoßen. Dennoch: Wir verbringen einen schönen Abend und das Publikum, das sein theaterhagen liebt, reagiert mit stehendem Applaus.

Lohengrin und Elsa glänzen gesanglich

Inszeniert wird „Lohengrin“ von Nelly Danker. Sie entscheidet sich dafür, alle Figuren in den Kostümen verschiedener Vögel auftreten zu lassen. So ist Lohengrin ein Pfau, Elsa ein Schwan, ihre Kontrahentin Ortrud ist als Goldfasan kostümiert. Das passt ganz gut zu dem mystischen und sagenhaften Rahmen der Geschichte, wirkt aber dennoch ein wenig bemüht und uninspiriert. Immerhin: Das Bühnengeschehen wird dadurch sehr bunt und ist nett anzusehen.

Sehr gut besetzt sind die zwei Hauptrollen Lohengrin (Tobias Haaks) und Elsa (Dorothea Herbert). Beide haben unglaublich gewaltige und schöne Stimmen und spielen ihre Rollen sehr überzeugend. Nicht so gelungen wie sonst (zum Beispiel erst kürzlich im „Freischütz“) erscheint mir dagegen der Part von Insu Hwang, der den Telramund singt. Obwohl er mich sonst immer überzeugt hat, finde ich ihn an diesem Abend eher blass. Seine „Bühnen-Gemahlin“ Ortrud, gesungen von Angela Davis dagegen, füllt ihre Rolle sehr gut aus. Regelrecht deplatziert wirkt für mich Kenneth Mattice, der den Heerrufer des Königs spielt, und dessen Stimme der Rolle so gar nicht gewachsen scheint.

Dorothea Herbert in der Rolle der Elsa von Brabant

©Theater Hagen

Allerdings muss man sagen, dass das Orchester extrem „Gas gibt“ und mit viel Tempo und Begeisterung die wuchtigen Wagner-Melodien zum Besten gibt. Es spielt sehr toll, aber auch sehr laut. Es ist für Sänger*innen und Chor oft eine große Herausforderung, „gegen das Orchester anzusingen“. Vielleicht hätte Dirigent Joseph Trafton an der ein oder anderen Stelle die Instrumente zugunsten der Sängerinnen und Sänger etwas mehr zurücknehmen sollen. Aber ich bin zu sehr Laie, um das zu beurteilen.

Wie gesagt: Die Aufführung hat aus meiner Sicht einige Schwächen, ist aber dennoch eine gelungene Premiere. Obwohl die Herausforderung spürbar ist, hat sich theaterhagen unterm Strich an „ihrem Wagner“ nicht verhoben. Wir hatten jedenfalls wieder einmal sehr viel Spaß!

 


Foto Header: ©2023 – Theater Hagen gGmbH

Kurzreise nach Bamberg und Bayreuth: Viel Kultur und eine wunderschöne Architektur

Von |2024-02-19T19:20:02+01:0016.02.2024|Unterwegs|

In diesem Jahr habe ich mich entschieden, Karneval zu „entfliehen“ und stattdessen mit zwei Freundinnen eine Kurzreise nach Bamberg und Bayreuth zu machen. Nach einem Start mit Hindernissen (Autopanne), erleben wir fünf wunderbare Urlaubstage mit unglaublich vielen verschiedenen Eindrücken. Bamberg begeistert uns mit seinen kleinen Geschäften, seinen historischen Gebäuden und natürlich den herausragenden Symphonikern. Bayreuth entführt uns mit seiner herrschaftlichen Pracht in die Zeit des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhemine (1735-1763) sowie in die Welt von Richard Wagner (1813-1883). Und als kleinen Zwischenstopp auf der Rückfahrt nehmen wir auch das pittoreske Städtchen Limburg noch mit.

 

Tag 1: Auf Shopping-Entdeckertour in Bamberg

In Bamberg kommen wir durch unsere Autopanne etwas verspätet an. Das Wetter ist miserabel und wird sich die nächsten Tage auch nicht sonderlich verbessern. Aber das verleidet uns die Reise nicht, darauf muss man im Februar einfach gefasst sein. Also treten wir mit Schirm und in der Dämmerung einen ersten Rundgang durch die Stadt an.

Das Bürstengeschäft Bürsten Nickles in Bamberg von innen

Gleich auf den ersten Metern bleiben wir in einem Bürstenladen „hängen“. Das kleine Geschäft Bürsten Nickles besteht seit 1907 und wird derzeit von der 4. Generation der Familie betrieben. Ein wunderbarer Laden mit historischer Einrichtung und einer liebevoll ausgesuchten Produktpalette. Die Bürsten sind teilweise handgefertigt in der eigenen Werkstatt.

Kaum zwei Straßen weiter entdecken wir ein weiteres spannendes Geschäft: Das Atelier des Schmuckdesigner-Paares Nora Kovats und Alvaro-Luca Ellwart. Während sie sehr aufwändige, bunte und mit Liebe zum Detail gestaltete Emaille-Arbeiten gestaltet, arbeitet er mit Pflanzenmaterialien, die in einem mehrstufigen Prozess in Metall gegossen und damit dauerhaft gemacht werden. Beide haben sehr individuelle Produkte, aber vor allem eine große Leidenschaft, die sich spürbar in ihre Kreationen überträgt.

Verschiedene Schmuckstücke auf einem Tisch in einem Bamberger Schmuckatelier

Läden wie diese beiden finden sich sehr viele in der Bamberger Altstadt. So entdecken wir noch zwei sehr individuelle Hutläden, einen unglaublich netten Second-Hand-Bekleidungs-Shop, Keramikwaren, Delikatessen-Geschäfte und vieles mehr. All diesen kleinen Geschäften ist gemeinsam, dass sie eine auffallend geschmackvolle und schöne Schaufenster-Dekoration haben, so dass der Rundgang durch Bamberg von einem Blickfang zum nächsten führt. 

 

Tag 2: Auf den Spuren der 1.000-jährigen Stadtgeschichte

Aber natürlich locken nicht nur die Schaufenster. Am nächsten Tag nehmen wir uns die Stadt noch einmal genauer vor: Die Bamberger Altstadt mutet ein wenig wie Venedig an, durch die Innenstadt fließen sowohl die Regnitz als auch der Main-Donau-Kanal. Das uralte Rathaus mit seinen imposanten Fassadenmalereien ist komplett von Wasser umspült und viele kleine Brücken führen über den Fluss und den Kanal. Es gibt sogar ein „Klein Venedig“: eine kleine Siedlung alter Fischerhäuser aus Fachwerk, die direkt ans Ufer grenzen. Von dort kann man Boots- und sogar Gondelausflüge starten, was wir aber nicht gemacht haben. Überall spürt man die 1.000-jährige Geschichte der Stadt.

Natürlich schauen wir uns die ein oder andere historische Sehenswürdigkeit genauer an. Wir entscheiden uns für eine Ausstellung in der Alten Hofhaltung, in der gerade eine kleine „Winterausstellung“ zum Thema „Im Fluss der Geschichte – Bambergs Lebensader Regnitz“ läuft. Wir sind fasziniert, sowohl von der sehr spannenden Ausstellung als auch von dem Gebäude selbst, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Anschließend besuchen wir noch das alte Rathaus, in dem sich ein Porzellanmuseum befindet.

Danach wird es Zeit für eine Pause. Das ist in Bamberg kein Problem, denn gastronomisch hat Bamberg ebenfalls eine Menge zu bieten. Es gibt das sogenannte „Rauchbier“, das in verschiedenen Brauhäusern angeboten wird. Außerdem entdecken wir verschiedene sehr hübsch aussehende italienische Restaurants und einige nette Cafés. Unser Favorit ist das Café Zuckerstück, das ein wunderbares Ambiente mit extrem leckeren hausgemachten Kuchen verbindet.

Highlight am Abend: ein Konzert der Bamberger Symphoniker

Am Abend dann erwartet uns ein besonderes Highlight: Wir haben Karten für ein Konzert der Bamberger Symphoniker. Da auf den braunen Autobahnschildern vor Bamberg auf „Die Symphoniker-Stadt“ hingewiesen wird, gehen wir von einem besonderen Musikerlebnis aus. Tatsächlich erleben wir ein Konzert eines Symphonieorchesters von Weltrang in dem funktionalen und lichten Konzertsaal der Stadt.

 

Tag 3: Barocker Prunk und prachtvolle Gebäude in Bayreuth 

Unsere zweite Station ist Bayreuth. Im Unterschied zu Bamberg ist diese Stadt deutlich weitläufiger. Im Zentrum trifft man auf breite Prachtstraßen, gesäumt von wunderschönen Altbauten und imposanten historischen Gebäuden. Das Angebot an Museen ist groß und wir beginnen unsere Erkundungstour mit dem Markgräflichen Opernhaus. Das barocke Opernhaus und das zugehörige Museum nehmen uns für mehrere Stunden in Beschlag, so sehr faszinieren sie uns.

Das prunkvolle Markgräfliche Opernhaus Bayreuth von innen, Blick auf die Bühne

Im Opernhaus selbst ist man zunächst regelrecht geblendet von der Pracht und dem überbordenden Wand- und Deckenschmuck. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass die Baumaterialen des Theaters eher einfach sind: Holz und Leinwand dominieren die Innenarchitektur, nicht Stein und edler Marmor. Die Erklärung findet man im Museum: Wir lernen, dass das markgräfliche Opernhaus 1746-1750 anlässlich einer Hochzeitsfeier errichtet wurde und nicht auf Dauer ausgerichtet war. Es ist fast ein Wunder, dass es noch existiert: Gebäude dieser Architekturform sind inzwischen nicht mehr erhalten, die meisten wurden durch Brände vernichtet. So hat es das Opernhaus Bayreuth als einzigartiges barockes Theater zum Weltkulturerbe geschafft.

Ein entspannter Theaterabend mit „Mein Freund Harvey“

Am Abend steht ein Theaterbesuch an. Wir gehen in die Studiobühne Bayreuth, dort steht „Mein Freund Harvey“ auf dem Spielplan. Das Stück ist eine Komödie, die in den späten 50er- und 60er-Jahren mehrfach verfilmt wurde. Sie handelt von dem sehr höflichen und liebenswerten Mr. Elwood P. Dowd, der seine Mitmenschen irritiert, weil er immer in Begleitung seines Freundes Harvey unterwegs ist. Dieser Freund ist ein für alle unsichtbarer, etwa zwei Meter großer, weißer Hase. Seine Familie will Dowd in eine psychiatrische Klinik einweisen, aber die zwar altmodische, aber durchaus vernünftige Ausstrahlung des „Patienten“ lässt die Ärzte zweifeln. Es kommt zu verschiedenen Verwechslungen, die in der unterhaltsamen Komödie am Ende dazu führen, dass die Begriffe „normal“ und „krank“ in neuem Licht erscheinen. In Bayreuth wird das Stück noch bis Anfang April auf die Bühne gebracht, dargestellt von einem sehr spielfreudigen und bunten Ensemble. Vor allem die Hauptrolle ist sehr gelungen besetzt. Wir verbringen einen kurzweiligen Abend in dem familiären Theater, bei dem es im Keller noch eine „After-Show-Bar“ zu geben scheint, die wir allerdings nicht besuchen. 😊.

Vor dem Theaterbesuch entdecken wir noch ein kulinarisches Highlight: Wir besuchen das Restaurant „Hanskaschber“, das mitten im Tierpark direkt am Röhrensee liegt.  Wir essen hervorragende Burger, die wirklich außergewöhnlich lecker schmecken, und treffen auf ein extrem nettes und kundenorientiertes Service-Team. Das Burger-Restaurant liegt nahe an der Studiobühne, so dass wir von dort in wenigen Minuten zur Vorstellung gehen können.

 

Tag 4: Ganz im Zeichen von Richard Wagner

Der folgende Tag in Bayreuth ist Richard Wagner gewidmet. Wir besichtigen das Wagner-Haus mit dem dort untergebrachten Museum und erhalten eine Führung durch das Festspielhaus auf dem berühmten „Grünen Hügel“. Auch hier sind wir mehrere Stunden gefesselt. Wir lesen uns fest an der Geschichte dieses Ausnahme-Komponisten, der ganz anders war als ich ihn mir vorgestellt hatte: ein „Filou“, der sein Leben lang auf der Flucht war, entweder vor Schuldnern, wütenden Ehemännern oder – nach Beteiligung an der deutschen Revolution 1849 – vor der Justiz. In Bayreuth „strandete“ der Verfolgte schließlich und konnte durch Protektion von Ludwig II. sein Festspielhaus bauen.

Außenansicht von Richard Wagners Wohnhaus in Bayreuth

Das Festspielhaus selbst ist so spannend wie sein „Erfinder“. Es hat viele bauliche Besonderheiten, die zum Großteil nicht aus akustischen Gründen so geplant waren, sondern sich aus Wagners Wunsch heraus ergaben, einen möglichst puristischen Rahmen für seine Opern zu schaffen, bei dem nichts vom Bühnengeschehen ablenkt. Eher zufällig entstand daraus ein Festspielhaus mit überragender Akustik – und äußerst schlecht gepolsterten Sitzreihen.

Befasst man sich mit den Opern von Richard Wagner, dann ist auch das Thema Nationalsozialismus nicht weit. Mit viel Offenheit und Akribie wird auch dieser Abschnitt der Rezeptionsgeschichte aufgearbeitet und in einer eigenen Teilausstellung thematisiert. Wir erfahren, dass vor allem die Schwiegertochter des Komponisten, Winifried Wagner, eine glühende Anhängerin von Hitler war. Sie öffnete dem Nationalsozialismus bei den Wagner-Festspielen freudig die Türen und machte aus den Opernaufführungen eine propagandistische Veranstaltung. Heute stehen die Festspiele unter der Leitung von Katharina Wagner, der Urenkelin von Richard Wagner. Jahr für Jahr trifft sich dort die Prominenz des Landes, um sich Wagners Ring oder eine andere Oper des Komponisten anzuschauen.

Nach einem Tag voller Informationen lassen wir den Abend im Brauhaus ausklingen. Allerdings gehen wir nicht in die berühmte Maisel-Brauerei, die in der Stadt ihren Sitz hat, sondern in das Brauhaus Oskar am Markt. Es hat eine sehr nette und gemütliche Atmosphäre, ganz wie in einem Kölschen Brauhaus. Ich wage mich an ein typisch fränkisches Gericht: Schäufele mit Kloß und Krautsalat. Ganz schön mutig von mir, denn als die riesige Portion vor mir steht, fühle ich mich doch leicht überfordert…

 

Tag 5: Fahrt ins Fichtelgebirge und ein letzter Stopp in Limburg

Da das Wetter sehr ungemütlich ist und es während unseres Bayreuth-Aufenthalts meistens regnet, verzichten wir auf einen Besuch der Eremitage mit ihren weitläufigen und im Sommer sicher herrlichen Parkanlagen. Wir fahren zwar vorbei, um uns das Schloss anzuschauen, entscheiden uns dann aber für eine Autotour durch das Fichtelgebirge, da wir am letzten Tag noch etwas vom Umland sehen möchten. Unsere Fahrt führt uns zum Ochsenkopf, auf dem es ein Skigebiet mit Sprungschanze gibt. Es ist eine schöne Region, das erkennt man selbst bei Regen, und sicher – bei besserem Wetter – auch gut zum Wandern geeignet.

Fachwerkhäuser in Lumburg

Schließlich treten wir die Rückreise an. Da wir noch ein wenig Zeit haben, machen wir noch einen Abstecher nach Limburg. Es ist Rosenmontag, viele Läden und auch Cafés haben geschlossen. Aber wir flanieren durch die Altstadt, die zwar sehr überschaubar, aber außerordentlich pittoresk ist. Der Dom und das Schloss überragen die Fachwerkhäuser und kleinen Gässchen in der Innenstadt und bilden zusammen ein tolles architektonisches Ensemble. Sogar die Sonne lässt sich kurz sehen. Der perfekte Abschluss für eine bunte und vielseitige Kurzreise.

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