Bamberger Symphoniker begeistern mit Brahms, Bach/Webern und Schumann

Von |2024-02-16T12:01:36+01:0016.02.2024|Allgemein, Unterwegs|

Auf unserer Kurzreise nach Bamberg und Bayreuth hatten wir das Glück, auch ein Konzert der Bamberger Symphoniker besuchen zu dürfen. In der Konzerthalle Bamberg spielt das Orchester unter Leitung von Nikolaj Szeps-Snaider Stücke von Brahms, Bach/Webern und Schumann. Wir erleben einen sehr emotionalen und musikalisch herausragenden Konzertabend.

Einladende und funktionale Konzerthalle

Die Konzerthalle Bamberg ist ein freundliches und helles Konzertgebäude. Bei widrigem Winterwetter stehen wir etwa eine halbe Stunde vor Konzertbeginn vor der imposanten breiten Glasfront, die das Foyer der Konzerthalle umgibt. Unser Abend beginnt beim ersten Sekt gleich mit einer sehr netten Begegnung: Wir kommen mit einem Ehepaar aus dem Bamberger Umland ins Gespräch, die uns von „ihren“ Symphonikern vorschwärmen. Sie versichern uns, dass wir einen besonderen Abend haben würden. Der Dirigent Nikolaj Szeps-Znaider habe das immer schon renommierte Orchester noch einmal „ein Stück nach oben gehoben“. Wir dürfen also gespannt sein.

Dirigent Znaider Lars Gundersen. Foto: Dirigent Znaider Lars Gundersen. Foto: © Andreas Herzau

Dirigent Nikolaj Szeps-Znaider. Foto: © Lars Gundersen

Brahms: Meisterhaftes Orchester mit virtuosem Pianisten

Als Erstes steht Johannes Brahms auf dem Programm. Gemeinsam mit dem Pianisten Saleem Ashkar bringen die Symphoniker das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 auf die Bühne. Wie schon mehrfach betont, bin ich selbst leider ein musikalischer Laie und kann wenig über Halbtöne, Interpretationen oder die Korrektheit von Ausführungen sagen. Auch bin ich in der sinfonischen Musik nicht so bewandert.

Bei dem Komponisten Brahms denke ich zunächst an ein Werk aus der Literatur: Françoise Sagan und ihren Roman „Lieben Sie Brahms?“. Dieses Buch hat mich schon als 16-Jährige fasziniert. Der feinsinnige, moderne Stil dieser Autorin ganz im Zeitgeist der 60er-Jahre ist seitdem für mich ganz eng mit Brahms verbunden.

Tatsächlich habe ich schon bei den ersten Takten des Konzerts den Eindruck, dass das Stück aus den Jahren 1854-1859 auch in die 1960er sehr gut passen würde. Mit einem temporeichen und wuchtigen Orchesterpart eröffnet Brahms sein Werk. Das Klavier ist von Beginn an aufgefordert, „alles zu geben“, um diesem Tempo und der Klangfülle zu folgen. Das fällt Saleem Ashkar meinem Gefühl nach überhaupt nicht schwer, denn er präsentiert dieses sehr lange und sinfonisch komplexe Klavierkonzert virtuos und mit unglaublich viel Gefühl. Überhaupt scheint ihm das Stück so vertraut zu sein, dass er es auswendig spielt, und diese Sicherheit hört man.

Pianist Saleem Ashkar. Foto: © Luidmila Jermies

Pianist Saleem Ashkar. Foto: © Luidmila Jermies

Piano und Orchester ergänzen sich in den kommenden 45 Minuten großartig, Brahms entwickelt eine Klangfülle und Eindringlichkeit, die ich so selten gehört habe. Die Bamberger Symphoniker und Saleem Ashkar spielen sich direkt in die Herzen des Publikums und schaffen es, starke Emotionen zu vermitteln. Der lange Applaus am Ende der Aufführung zeigt, wie sehr die Musiker*innen das Publikum in dem ausverkauften Haus begeistert haben.

Bach by Webern – Interessant!

Die zweite Darbietung ist eine Fuge von Bach in einer Orchesterfassung von Anton Webern aus dem Jahre 1934/35. Das circa achtminütige Stück ist deshalb interessant, weil die Komposition von Bach durch das Orchester zu schweben scheint, immer wieder verfremdet und von allen Instrumenten der Reihe nach erkennbar aufgegriffen wird. Ein sehr schönes Werk, das alt und neu auf wunderbare Weise verbindet: Webern und Bach, zwei Komponisten aus unterschiedlichen Jahrhunderten und unterschiedlichen Lebenssituationen. Durch Weberns Bearbeitung von Bach entsteht etwas Neues und durch und durch Aktuelles.

Schumann: Traurig und fröhlich zugleich

Den Schlusspunkt setzt Robert Schumanns Symphonie Nr. 2. Ebenfalls ein Werk, das ich noch nicht kannte bzw. noch nicht im Konzertsaal gehört hatte. Es entstand in den Jahren 1845/46.

In dem Stück fühlt sich der Dirigent Nikolaj Szeps-Snaider offenkundig ganz zu Hause. Das merkt man schon nach den ersten Klängen, denn er dirigiert ohne Partitur. Mit großem Einfühlungsvermögen und viel Spielfreude bringt das Orchester das ebenfalls recht komplexe und für meine Ohren sehr schwierige Stück zur Aufführung. Eine emotionale Achterbahnfahrt, denn nicht umsonst ist die Symphonie im Programmheft übertitelt mit „Tief traurig und jauchzend froh“. Ein großartiger Abschluss für diesen insgesamt gelungenen Abend!

Bamberger Symphoniker: Pflichtprogramm für Besucher*innen der Stadt

Bamberg heißt zurecht auch „Symphoniker-Stadt“. Das Ensemble ist ein echtes Highlight. Wer als Tourist anreist, sollte dieses besondere Erlebnis nicht verpassen!


Foto Header: Bamberger Symphoniker. Bild: © Andreas Herzau